Disclaimer: Dieser Text entsprang aus einem Tag voller schlechter Laune nach vielen wirklich schlechten Nächten und spiegelt daher nicht unbedingt den Normalzustand wider. Es gibt hier keine Tipps und nicht viel Positives, soll aber einfach mal zeigen, dass man manchmal nicht viel machen kann außer erschöpft zu sein und trotzdem durchzuhalten. 

 

Ich weiß ja nicht, wie es bei dir war. Vielleicht hatte ich auch einfach „Pech“ mit zwei sehr, sehr bedürftigen Kindern. Vielleicht ist es aber auch normal? Oder vielleicht bin ich einfach nicht besonders belastbar? Nein, warte, ich habe bestimmt etwas falsch gemacht!

Bei mir jedenfalls ließen sich beide Kinder nicht ablegen als Babies. Sie spielten nicht einfach zufrieden alleine auf dem Boden, während ich mit Cappucino (mit extra Schaum) genüsslich durch ein Hochglanzmagazin blätterte. Auf dem Sofa, versteht sich. Nein, beide Kinder wollten 24/7 bei Mama = mir sein. Die Welt entdecken? Klar, aber bitte nur von meinem Schoß aus, immer mit ganz viel Nähe und Rückversicherung. Ich konnte nicht aufs Klo gehen, ohne dass mindestens ein Kind schrie. Und selbst meine nun fast 3-jährige Tochter möchte am liebsten den ganzen Tag von mir auf dem Rücken getragen werden, mit mir kuscheln, spielen und alles alles teilen. Immer. Von mir angezogen werden, von mir bespaßt werden. Da kann kein anderer mithalten. Nicht der Papa, nicht die Oma, nicht die liebste Betreuerin in der Kita. Auch tagsüber wachten beide Kinder nach maximal 40 Minuten wieder auf und waren hellwach, sofern ich nicht neben ihnen lag. Ins Bett bringen lassen von Papa ging nicht wirklich – nur mit mind. 30 Minuten Geschrei, bis die Kinder nassgeschwitzt waren.

In den Kinderwagen legen? Bist du verrückt, Mama? Natürlich geht es nur in der Trage (aber noch besser: Auf dem Arm, bitte!). Klar, den Papa kennen wir seit der Geburt, er kümmert sich täglich um uns, mindestens morgens, und abends, und seit Corona auch immer mal wieder tagsüber. Aber der ist natürlich kein Ersatz. Mama muss sich um uns kümmern, egal was ist. Bitte nicht mehr als 1.5 Meter Sicherheitsabstand!

Es ist nicht so, dass wir nicht versucht hätten, uns Hilfe zu holen…. Die Unterstützung von der Wellcome-Organisation ging Woche für Woche mit meinem Sohn spazieren, der jedesmal (obwohl er sie kannte, seit er 8 Wochen alt war) schrie, bis er einschlief (was echt nicht einfach war). Die einzige Putzhilfe, die wir gefunden haben, hatte nach dem ersten Mal leider keine Zeit mehr (war unsere Wohnung echt so schlimm?). Bei der Babysitterin schrie der Sohn einfach nur wie am Spieß. Jedesmal, auch wenn ich direkt daneben saß und freundlich mit ihr plauderte. Haushaltshilfe wurde im Wochenbett abgelehnt (Wir sind ja immerhin nicht krank) und die paar Tausend Euro im Monat dafür hatten wir leider nicht übrig. Meine Mutter? Arbeitet in Vollzeit, in einer Stadt 8 Stunden von uns entfernt. Die Eltern meines Mannes? Wohnen in Neu Delhi, Indien und tja… Corona und so. Also auch keine Chance. Restliche Familie ganz verteilt in der Welt oder kaum Kontakt. Freunde haben selber kleine Babies und/oder sind berufstätig.

Also liegen an diesem schönen Sonntag morgen um 5.23 Uhr die Nerven blank. Denn es hängt wieder alles an mir und meinem Mann. Da meine Tochter erst gegen halb 10 eingeschlafen ist (Hochsommer, Hitze im Schlafzimmer und was weiß ich) kriege ich nach viel viel viel zu wenig Schlaf, der seit über fast einem Jahr wieder mindestens 8x in der Nacht unterbrochen wird, kaum die Augen auf. Momentan bin ich in einem Zustand, in dem es mich nicht mal mehr interessiert, ob andere darüber urteilen, wie unperfekt ich als Mama bin. Es gibt viele Tage, da geht es einfach nur ums Überleben. Von morgens bis abends gibt es keine Pause, die Bedürfnisse der Kinder prasseln auf uns oder mich ein, eins nach dem anderen. Hat man gekuschelt, benötigen sie Frühstück, hat man das Frühstück vorbereitet kommt noch Durst. Und Toilette / Windel. Und wenn diese Grundbedürfnisse befriedigt sind, geht es entweder von vorne los, oder ich muss wieder jedes Spiel begleiten, jede Bewegung sehen, jeden Gedanken, den meine Kinder laut aussprechen, kommentieren. Ich kann keine einzige Aufgabe beenden, ohne unterbrochen zu werden. Meist kann ich nicht mal einen Gedanken zu Ende führen. Es gibt für mich keinen Rückzugsort, an dem ich jemals ungestört bin. Wenn ich versuche, eine Ecke der Wohnung aufzuräumen und schön zu machen, wird an anderer Ecke wieder verwüstet.

Ich bin so müde. Ich möchte gerade nicht reden, echt. Ich möchte nur in Ruhe meinen Kaffee trinken, durch mein Handy scrollen, 20 Minuten duschen, ohne, dass Chaos ausbricht. Mit einem Erwachsenen sprechen, ohne 50x unterbrochen zu werden. Die Verantwortung abgeben für eine kurze Weile, um nicht ständig so unter Strom zu stehen.
Ich weiß, ich weiß… sie werden ja so schnell groß. Aber manchmal kann ich den Moment einfach nicht genießen.

Und ja, ich habe mir selbst ausgesucht, Kinder zu haben. Habe sie mir gewünscht, ganz bewusst.
Und ja, ich kann mein Mindset ändern, an meiner Einstellung arbeiten, ein Dankbarkeitsjournal ausfüllen und mir regelmäßig vor Augen führen, wie viel Glück ich doch habe mit 2 gesunden Kindern, einem Partner, der hilft, so gut er kann und dass wir in finanziell sicheren Umständen sind. Und an vielen Tagen gelingt mir das auch und wir lachen zusammen, machen Quatsch, erleben Abenteuer, malen Kunstwerke und tanzen albern durchs Wohnzimmer.
Aber jetzt gerade, um 5.23 Uhr am Sonntag Morgen möchte ich einfach nur Mitgefühl dafür, wie anstrengend es sich anfühlt und meine wohlverdiente Ruhe. Alleine.

Liebe Mama, die das hier liest … kennst du das auch?

Stefanie Motiwal

Dieser Blogbeitrag stammt von Stefanie Motiwal

Hey, ich bin Stefanie, Mama von 2 Kindern und Gründerin von MamasDorf. Mit MamasDorf möchte ich anderen Müttern helfen, die teilweise schwierigen Herausforderungen des Alltags mit Kindern zu meistern und sich selbst nicht zu vernachlässigen.