Sooo viele Mütter fragen sich, ob sie die einzigen sind, die sich völlig überfordert fühlen. Die Einzigen, die zwischen Windeln wechseln, beruflichen Verpflichtungen, Wäschebergen und dem Versuch, ab und zu mal zu duschen, komplett untergehen.
Spoiler-Alert: Nein. Mütter sind damit nicht allein, du bist nicht allein.
Muttersein ist verdammt anstrengend. Es ist körperlich fordernd, emotional aufreibend und manchmal fühlt es sich an, als hätte niemand dir gesagt, was da wirklich auf dich zukommt. Niemand hat erwähnt, dass du manchmal nachts um drei Uhr weinend auf dem Badezimmerboden sitzen würdest, weil dein Baby seit Stunden schreit und nichts – absolut nichts – zu helfen scheint (und falls es jemand vorher erwähnt hat – so richtig vorstellen konntest du es dir vermutlich nicht).
Oder dass du dich zwischen Müdigkeit, Verantwortung und dem Gefühl, nie genug zu sein, regelrecht zerreißen würdest.
Und vor allem hat dir niemand gesagt, wie wichtig es ist, Unterstützung zu haben. Richtige Unterstützung. Nicht die Art von Unterstützung, bei der du hinterher aufräumen und dich bedanken musst, sondern die, die dich wirklich entlastet.
Warum brauchen Mütter überhaupt Unterstützung?
Es war nie vorgesehen, dass eine Frau alleine ein Kind großzieht. Der Spruch „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ ist nicht nur eine nette Metapher. Er spiegelt die Realität dessen wider, wie Menschen jahrtausendelang ihre Kinder aufgezogen haben: Gemeinsam, mit geteilter Verantwortung und gegenseitiger Unterstützung.
Heute leben wir oft isoliert von unseren Familien, in Einzelhaushalten, und die Erwartung ist: Eine Mutter muss alles schaffen. Alleine. Perfekt. Mit einem Lächeln.
Das ist nicht nur unrealistisch, sondern auch schädlich. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums leiden über 70% der Mütter unter regelmäßiger Überforderung und fast 40% zeigen Symptome von chronischem Stress – von Schlafstörungen über Kopfschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen.
Viele von uns haben nicht einmal die grundlegendsten Bedürfnisse erfüllt:
- Ausreichend Schlaf
- Regelmäßige Mahlzeiten
- Auszeiten für uns selbst
- Ungestörte Toilettengänge (ja, das zähle ich definitiv dazu!)
- Erwachsenengespräche, die nicht vom Geschrei eines Kleinkindes unterbrochen werden
Unterstützung zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen von Intelligenz.
Die verschiedenen Formen der Unterstützung und was du wirklich brauchst
Nicht jede Unterstützung ist gleich wertvoll. Wer kennt es nicht – der klassische Besuch der Schwiegermutter, die „helfen“ möchte, indem sie die Küchenschränke neu organisiert und dann erklärt, warum ihr System besser sei (oder die Kuchen und eine geputzte Wohnung erwartet). Das ist keine Hilfe. Das ist zusätzliche Arbeit.
Echte Unterstützung kann verschiedene Formen annehmen:
Praktische Unterstützung
- Jemand, der das Baby / Kind nimmt, damit du duschen/schlafen/atmen kannst
- Hilfe im Haushalt (und zwar ohne Anleitung oder ständige Kontrolle)
- Mahlzeiten, die zubereitet oder geliefert werden
- Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen
Emotionale Unterstützung
- Ein offenes Ohr ohne sofortige Ratschläge
- Menschen, die deine Gefühle validieren, statt sie abzutun
- Freundschaften, die auch bestehen bleiben, wenn du wochenlang nicht antworten kannst
Finanzielle Unterstützung
- Wissen über staatliche Leistungen und wie man sie beantragt
- Zugang zu bezahlbarer Kinderbetreuung
- Familienunterstützung (Haushaltshilfe, Familienpflege), wenn möglich
Informative Unterstützung
- Verlässliche Informationen statt „Du solltest unbedingt…“
- Zugang zu Expert*innen, die dir wirklich weiterhelfen können
- Austausch mit anderen Müttern, die Ähnliches erleben
Praktische Wege, um Unterstützung zu finden
Jetzt wird’s konkret. Wo und wie findest du die Unterstützung, die du brauchst?
1. Fang in deinem engsten Kreis an
Mach eine Liste mit Menschen, die wirklich helfen können und wollen. Nicht jeder, der anbietet zu helfen, meint es ernst. Konzentriere dich auf diejenigen, die:
- Dir in der Vergangenheit bereits zuverlässig geholfen haben
- Selbst Kinder haben und verstehen, was du durchmachst
- Praktisch veranlagt sind und eigenständig handeln können
2. Erweitere deinen Kreis strategisch
Wenn dein engster Kreis nicht ausreicht (und das tut er selten):
- Schließe dich Eltern-Kind-Gruppen in deiner Nähe an
- Suche nach themenbezogenen Gruppen auf Facebook und anderen sozialen Medien
- Nutze Apps wie „Mommunity“, die dich mit anderen Müttern in deiner Umgebung verbinden – siehe auch die Community Seite von Mamas Dorf
3. Professionelle Unterstützung einbeziehen
Manchmal brauchen wir Expert*innen:
- Hebammen bieten auch nach der Geburt noch wertvolle Unterstützung
- Beratungsstellen für Familien und Eltern (hier bietet Mamas Dorf eine umfassende Übersicht)
- Haushaltshilfen (in bestimmten Situationen sogar von der Krankenkasse übernommen)
- Familienpflegerinnen
4. Technologie und Services nutzen
Die moderne Welt bietet einige Entlastungen:
- Lieferdienste für Lebensmittel und Drogerieartikel
- Meal-Prep-Services oder Fertiggerichte ohne schlechtes Gewissen
- Digitale Kalender, die du mit deinem Partner oder Unterstützungsnetzwerk teilen kannst
- Haushaltshelfer wie Saugroboter, Wäscheservices etc.
5. Tauschsysteme etablieren
Eine Win-Win-Situation für alle:
- Wechselnde Kinderbetreuung mit anderen Eltern (das hat bei uns super funktioniert, als meine Tochter so 4/5 geworden ist – vorher war es schwierig)
- Fahrgemeinschaften zu Kita oder Schule
- Skill-Tausch (z.B. du kochst Mahlzeiten für eine andere Familie, dafür hilft dir jemand bei der Steuererklärung)
Wie du deine Bedürfnisse klar kommunizierst (ohne dich schuldig zu fühlen)
Da ist sie wieder: diese Stimme im Kopf, die sagt: „Du kannst doch nicht schon wieder um Hilfe bitten.“
Doch, kannst du. Und solltest du.
Klare Kommunikation statt Andeutungen
Menschen können keine Gedanken lesen. Sätze wie „Es wäre schön, wenn mal jemand helfen würde“ führen selten zu konkreter Unterstützung.
Stattdessen:
- „Könntest du am Mittwoch von 14-16 Uhr auf Emil aufpassen, damit ich zum Arzt gehen kann?“
- „Ich brauche dringend Schlaf. Kannst du heute Nacht aufstehen, wenn die Kleine weint?“
- „Ich schaffe den Haushalt momentan nicht. Können wir eine Reinigungskraft für die nächsten drei Monate engagieren?“
Der Unterschied zwischen Bitten und Fordern
Eine Bitte lässt dem anderen die Wahl, ein „Nein“ zu äußern. Das ist wichtig für nachhaltige Beziehungen. Aber es bedeutet auch, dass du einen Plan B haben solltest.
Und: Nur weil jemand einmal „Nein“ sagt, heißt das nicht, dass du nie wieder fragen darfst.
Lass das schlechte Gewissen los
Du verdienst Unterstützung. Dein Kind verdient eine Mutter, die nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs steht. Das ist kein utopischer Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Professionelle Hilfe: Wann sie sinnvoll ist und wo du sie findest
Es gibt Momente, in denen wir mehr als nur praktische Unterstützung brauchen. Wenn du dich über einen längeren Zeitraum:
- Erschöpft, traurig oder hoffnungslos fühlst
- Mit ständiger Angst oder überwältigenden Sorgen kämpfst
- Von Gedanken geplagt wirst, die du nicht kontrollieren kannst
- So überfordert fühlst, dass du nicht mehr funktionieren kannst
…dann ist es Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Anlaufstellen für professionelle Unterstützung
- Erster Schritt: Sprich mit deinem Hausarzt oder deiner Gynäkologin
- Beratungsstellen: Viele Städte und Gemeinden bieten kostenlose Beratung für Eltern an – es gibt auch viele kostenlose Online- oder Telefondienste, sodass Zeit- oder Geldmangel keine Ausrede mehr sein dürfen!
- Fachberatung: Auf Mamas Dorf findest du spezialisierte Beraterinnen und Coaches, die genau auf deine Situation eingehen können
- Therapeutische Unterstützung: Psychotherapeuten mit Schwerpunkt auf postpartaler Depression oder Elternschaft
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit Betroffenen kann unglaublich entlastend sein
Was du von professioneller Unterstützung erwarten kannst
Eine gute Beraterin oder ein guter Therapeut wird:
- Dir zuhören, ohne zu urteilen
- Praktische Strategien anbieten, die in deinen Alltag passen
- Dich in deiner Rolle als Mutter stärken
- Dich unterstützen, eigene Lösungen zu finden
- Dir helfen, dein Unterstützungsnetzwerk zu aktivieren oder aufzubauen
Selbstfürsorge als Grundlage
Bei all dem Reden über Unterstützung von außen dürfen wir eines nicht vergessen: Die Unterstützung, die wir uns selbst geben können.
Selbstfürsorge klingt für viele Mütter wie ein Luxus. Darf es aber eigentlich nicht sein. Es ist die Basis für alles andere.
Mini-Selbstfürsorge für den Alltag
Du musst nicht gleich einen Spa-Tag einplanen (obwohl das auch schön wäre). Beginne mit kleinen Dingen:
- Trinke deinen Kaffee, solange er noch warm ist (ja, auch wenn das Kind protestiert)
- Gönne dir 5 Minuten Stille im Badezimmer
- Mach einen kurzen Spaziergang alleine
- Schreib drei Dinge auf, die heute gut gelaufen sind
- Sag „Nein“ zu einer Verpflichtung, die dich belastet
Die Kunst, Prioritäten zu setzen
Nicht alles muss perfekt sein. Nicht alles muss überhaupt gemacht werden.
Stell dir die Frage: „Was passiert, wenn ich das jetzt nicht tue?“
- Wenn die Antwort ist „Dann haben wir kein Abendessen“ → Priorität hoch
- Wenn die Antwort ist „Dann sieht das Wohnzimmer unordentlich aus“ → Priorität niedrig
In manchen Lebensphasen besteht Selbstfürsorge darin, die Erwartungen an dich selbst radikal zu senken.
Weiterführende Links und Beratungsstellen auf Mamas Dorf
Es gibt mittlerweile zum Glück eine Vielzahl von spezialisierten Beratungsangeboten, die genau auf deine Situation zugeschnitten sind:
Elterncoaching
- Individuelle Beratung zu Erziehungsfragen
- Unterstützung bei herausforderndem Verhalten deines Kindes
- Hilfe beim Etablieren von Routinen und Grenzen
Schlafberatung
- Bindungsorientierte Ansätze für besseren Babyschlaf
- Unterstützung bei Schlafproblemen von Kleinkindern
- Strategien für erholsamere Nächte für die ganze Familie
Beziehungsberatung
- Stärkung der Partnerschaft trotz Kinderalltag
- Kommunikationsstrategien für Elternteams
- Unterstützung bei der Neuorganisation als Familie
Alltagsorganisation
- Praktische Hilfe bei der Strukturierung des Familienalltags
- Zeitmanagement für Mütter
- Work-Life-Balance mit Kindern
Bei Mamas Dorf findest du nicht nur die Kontakte zu diesen Expertinnen und Experten, sondern auch zahlreiche Blogbeiträge, die dir praktische Tipps und Einblicke geben wie zum Beispiel dieser Artikel zum Stichwort Mental Load.
Fazit: Es ist okay, Unterstützung zu brauchen
Ich will ehrlich mit dir sein: Es wird vermutlich nie den Punkt geben, an dem du plötzlich alles unter Kontrolle hast und nie wieder Unterstützung brauchst. So funktioniert das Leben nicht – und schon gar nicht das Leben mit Kindern.
Was sich ändern kann, ist deine Einstellung dazu. Statt Unterstützung als etwas zu betrachten, das du nur in absoluten Krisen benötigst, sieh es als normale, gesunde Komponente deines Familienlebens.
Du musst nicht alles alleine schaffen. Du sollst es nicht einmal.
Ich wünsche dir den Mut, nach der Unterstützung zu fragen, die du brauchst, und die Weisheit, sie anzunehmen, wenn sie dir angeboten wird.
Dein Dorf wartet auf dich.
Schaue dich auf Mamas Dorf um – dort findest du konkrete Anlaufstellen, hilfreiche Kurse und eine unterstützende Community. 💖
Teile deine Erfahrungen: Was hat dir geholfen, Unterstützung im Alltag zu finden? Schreib es gerne in die Kommentare!
Weitere hilfreiche Ressourcen:
Hilfe direkt auf Mamas Dorf:
- Mamas Dorf Beratungsstellen
- Mamas Dorf Coaches und Berater*innen – Online und vor Ort
- Kurse und Workshops bei Mamas Dorf
- Facebook Gruppe – trag dich hier nach PLZ ein, um Gleichgesinnte vor Ort zu finden
Externe Unterstützung:
- Frühe Hilfen: www.fruehehilfen.de
- Wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt: www.wellcome-online.de
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