Zwischen Kinderbetreuung, Haushalt und eigenen Bedürfnissen – wie zum Teufel soll das alles in 24 Stunden passen?
Zeit ist für uns Mütter das kostbarste Gut überhaupt. Und gleichzeitig das, wovon wir gefühlt am wenigsten (vor allem für uns selbst) haben. Die To-Do-Liste wird länger und länger, während die Uhr unbarmherzig weitertickt.
Ich kenne das nur zu gut. Nachdem ich morgens im Akkord Frühstück gemacht, Kinder angezogen, Brotboxen vorbereitet und Kindergartentaschen gepackt hatte, war ich oft schon vor 8 Uhr völlig erschöpft. Und der Tag hatte noch nicht einmal richtig begonnen! Abends fiel ich dann ins Bett mit dem Gefühl, den ganzen Tag gerannt zu sein und trotzdem längst nicht alles geschafft zu haben.
Die Zeitfalle: Warum Mütter ständig im Hamsterrad stecken
Eine Freundin fragte mich neulich: „Wie kann es sein, dass ich 24 Stunden am Tag für meine Familie da bin und trotzdem das Gefühl habe, nie genug zu tun?“
Diese Frage trifft den Nagel auf den Kopf. Wir Mütter stecken in einer Zeitfalle: Wir jonglieren gleichzeitig mit Kinderbetreuung, Haushalt, Partnerschaft, eventuell Beruf und – wenn wir Glück haben – ein paar Minuten für uns selbst. Und das Tückische daran? Die meisten dieser Aufgaben sind nie wirklich FERTIG.
Kaum ist die Küche aufgeräumt, steht das Kind mit dreckigen Fingern und Hunger vor dir. Kaum ist die Wäsche gewaschen, werden die frisch geputzten Klamotten beim Buddeln im Sandkasten wieder schmutzig. Es ist ein endloser Kreislauf, der uns das Gefühl gibt, ständig hinterherzuhinken. (Schau dir dazu auch unbedingt den Blogartikel über Mental Load an).
Prioritäten setzen – aber richtig
„Setz einfach Prioritäten!“ – diesen gut gemeinten Rat hat wohl jede Mutter schon gehört. Aber was, wenn ALLES wichtig erscheint?
Vielleicht hast du ja schonmal von der Eisenhower-Matrix gehört? Die lässt sich auch prima für Mütter nutzen! Im Grunde teilst du deine Aufgaben danach in vier Kategorien ein:
- Wichtig und dringend: Kind hat Fieber, wichtige Formulare für die Schule
- Wichtig, aber nicht dringend: Vorsorgeuntersuchungen planen, eigene Gesundheit, Paarzeit
- Dringend, aber nicht wichtig: Die 17. WhatsApp vom Elternverteiler, spontane Zusatzwünsche
- Weder wichtig noch dringend: Instagram-Scroll-Marathon, perfekt gebügelte Unterwäsche
Der Trick? Die meisten von uns verbringen zu viel Zeit in Kategorie 1 und 3 – und vernachlässigen die eigentlich wertvollen Dinge in Kategorie 2 (weil sie nicht dringend sind, fallen sie hinten runter). Die Dinge in Kategorie 2 brauchen aber PLANUNG. Und genau da liegt der Hund begraben.
Ich habe angefangen, jeden Sonntag gemütlich auf dem Sofa 15 Minuten für meine Wochenplanung zu reservieren. Was steht an? Was muss erledigt werden? Was wünsche ich mir für die Woche? Das klingt banal, aber es hat mir sehr geholfen und mein leicht chaotisches Leben tatsächlich in etwas geordnetere Bahnen gelenkt (und mir oft dabei geholfen, wichtige Termine nicht erst auf den letzten Drücker plötzlich im Kalender zu entdecken).
Morgenroutine: Der Schlüssel zum entspannten Tag
Oh Gott, wie ich diese Artikel gehasst habe, in denen erfolgreiche Menschen behaupten, sie stünden um 5 Uhr morgens auf, um zu meditieren, Sport zu treiben und drei Bücher zu lesen – BEVOR ihre Kinder aufwachen!
Die Realität? Mein Sohn ist der krasse Frühaufsteher und war eh meist schon um 5 Uhr wach. Meine Morgenroutine bestand aus 1-3 Tassen Kaffee.
Was mir WIRKLICH geholfen hat:
- Alles, was geht, am Vorabend vorbereiten. Klingt simpel, ist aber ein Game-Changer. Kleidung rauslegen (für dich UND die Kinder), Kindergarten/Schultaschen packen oder bereitlegen, Frühstückstisch decken. UND einmal alles schön aufräumen mit Lieblingsmusik (noch wenn die Kinder wach sind) – denn dann stehe ich morgens auf und statt Chaos erwartet mich eine halbwegs saubere, aufgeräumte Wohnung – ein Traum! (Selbstverständlich mache ich das nicht alleine – Mann + Kinder helfen mit und haben jeweils ihren Teil zu übernehmen)
- Wann immer es möglich ist die ersten 30 Minuten des Tages für mich reservieren. Ich stelle mir dafür keinen Wecker, gehe aber meist ultra früh ins Bett und wache dann schön früh auf… und diese kleine Zeitinvestition zahlt sich den ganzen Tag aus. Ich nutze sie nicht für Sport oder Produktivität, sondern einfach zum Durchatmen. Ich hole mir einen Kaffee und lese den ganz in Ruhe im Bett, höre mir eine schöne Meditation an und döse einfach noch in Ruhe, lasse di Gedanken treiben. OHNE dass jemand nach mir ruft. Das, was tagsüber immer gar nicht geht.
- Feste Aufgaben für alle Familienmitglieder definieren. Selbst ein Dreijähriger kann seinen Teller in die Spüle räumen (okay, KÖNNTE – klappt hier nicht immer, aber wir üben es!), und ein Schulkind kann lernen, seine Tasche selbst zu packen. Mein Mann ist für die ganze Abendroutine zuständig, ich kümmere mich morgens ums Vorbereiten für den Tag. Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Die Macht der kleinen Zeitfenster
Eine der wichtigsten Erkenntnisse auf meinem Weg zum besseren Zeitmanagement war diese: Du musst nicht zwei freie Stunden haben, um etwas Sinnvolles zu erledigen.
Früher dachte ich: „Die 15 Minuten bis zum Abholen lohnen sich nicht mehr, um anzufangen.“ Heute weiß ich: In 15 Minuten kann ich:
- Eine Waschmaschine anstellen
- Drei wichtige E-Mails beantworten
- Eine Einkaufsliste schreiben
- 10 Minuten meditieren und 5 Minuten dehnen
- Ein kurzes Telefongespräch führen
Diese Mini-Zeitfenster addieren sich über den Tag zu erstaunlich viel geschaffter Arbeit!
Ich habe mir angewöhnt, eine „5-Minuten-Liste“ zu führen – Aufgaben, die ich in kurzen Pausen erledigen kann. So bleibe ich produktiv, ohne das Gefühl zu haben, ständig am Limit zu sein.
Delegation ist kein Schimpfwort
Mein größter Fehler jahrelang? Der Glaube, ich müsste alles selbst machen. Weil ich es am besten kann. Weil es schneller geht, wenn ich es selbst mache. Weil…
STOP! Delegation ist keine Schwäche, sondern eine Überlebensstrategie.
Das heißt nicht, dass du eine Haushaltshilfe einstellen musst (obwohl das natürlich toll wäre!). Es bedeutet:
- Den Partner einbeziehen – und zwar RICHTIG, nicht nur als „Helfer“, sondern als komplett MItverantwortlicher!
- Kinder altersgerecht in Haushaltsaufgaben einbinden
- Familiennetzwerke nutzen, wenn vorhanden
- Tauschgeschäfte mit anderen Eltern eingehen (du nimmst mein Kind am Dienstag, ich deins am Donnerstag)
- Sich von dem Gedanken verabschieden, dass alles perfekt sein muss
- (und einfach ganz viel liegenlassen, was mir früher alles als total wichtig vorkam – ist es nicht!)
Ja, wenn dein Partner die Wäsche macht, wird er sie vielleicht anders falten als du. Wenn die Kinder den Tisch decken, wird er nicht Instagram-tauglich aussehen. Aber weißt du was? DAS IST OKAY.
Zeit für dich selbst – warum das nicht egoistisch ist
„Nimm dir Zeit für dich“ – als ich früher mit kleinem Baby diesen Ratschlag gehört habe, hätte ich lachen und weinen können. WANN denn bitte?
Aber ich habe gelernt: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Eine ausgebrannte, erschöpfte Mutter kann nicht die Mutter sein, die sie sein möchte. (Hier kann ich sehr das Buch „Bindung ohne Burnout von Nora Imlau empfehlen)
Für mich bedeutet „Zeit für mich“ nicht unbedingt teure Spa-Besuche oder Wochenenden allein (obwohl das natürlich schön wäre!). Es sind oft kleine Momente:
- 15 Minuten früher ins Bett gehen, um zu lesen (mache ich IMMER – mein Lieblingsmoment des Tages)
- Ein Telefonat mit der besten Freundin während des Spaziergangs (oder kleine Sprachnachrichten im Park)
- Einen Umweg zum Supermarkt nehmen und im Auto in Ruhe Musik hören
- Die Kinder einmal pro Woche noch früher mit Lieblingshörbuch ins Bett bringen und den Abend für mich haben
Und das Wichtigste dabei: Die Schuldgefühle abzuschütteln. Deine Zeit ist wertvoll – nicht nur für andere, sondern auch für DICH.
Mini-Zeitmanagement-Tools, die wirklich funktionieren
Hier sind die Werkzeuge, die mir wirklich geholfen haben, meinen Alltag in den Griff zu bekommen:
- Fokuszeit definieren: Jeden Tag 1-2 Zeitfenster festlegen, in denen ich ungestört an wichtigen Dingen arbeiten kann. Manchmal bedeutet das, die Kinder vor den Fernseher zu setzen. Und ja, das ist OKAY.
- Batching: Ähnliche Aufgaben zusammenfassen. Montags könntest du vorkochen, dienstags Behördenkram erledigen, mittwochs alle Bettwäsche waschen etc.
- Zwei-Minuten-Regel: Alles, was weniger als zwei Minuten dauert, SOFORT erledigen. Die schmutzige Tasse gleich in die Spülmaschine stellen statt auf der Arbeitsplatte zu stapeln.
- Timeboxing: Für nervraubende Aufgaben (wie Aufräumen mit Kindern) einen Timer stellen – 15 Minuten gemeinsames Aufräumen sind besser als stundenlange „Ich räum gleich auf“-Diskussionen.
- Abendcheckliste: Fünf Dinge, die ich jeden Abend erledige, damit der nächste Morgen entspannter startet.
Was hilft bei chronischem Zeitmangel?
Ganz ehrlich? Bei dauerhaftem Zeitmangel hilft eigentlich nur eins: Weniger machen! Klingt banal, ist aber die Wahrheit.
Der Unterschied zwischen einer gestressten und einer entspannten Mutter liegt nicht darin, wie viel sie schafft, sondern wie viel sie sich vornimmt.
Und vor allem: wie realistisch ihre Erwartungen sind.
Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass ich nicht alles schaffen kann. Dass manche Tage einfach nur ums Überleben gehen. Dass der perfekt organisierte Alltag eine Illusion ist, der wir alle hinterherjagen.
Stattdessen versuche ich:
- Die Erwartungen herunterzuschrauben
- Mich auf das zu konzentrieren, was WIRKLICH wichtig ist
- Kleine Erfolge zu feiern
- Mir selbst zu vergeben, wenn nicht alles perfekt läuft
Und weißt du was? Seitdem bin ich nicht nur eine entspanntere Mutter, sondern auch eine glücklichere.
Ich wünsche dir viele entspannte Momente in deinem Mama-Alltag!
Weiterführende Links und Ressourcen
Bücher:
- „Die Kraft des Seinlassens“ von Joshua Becker
- „NEIN: Was 4 mutige Buchstaben im Leben bewirken können“ von Anja Förster
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