Es gibt viele Herausforderungen im ersten Babyjahr, aber eine der größten kann sein, wenn dein Kind ein High Need Baby ist. Ich habe das selbst erlebt – meine Tochter war ein High Need Baby, und diese Erfahrung hat mich oft an meine Grenzen gebracht.
Vielleicht hast du diesen Begriff schon gehört und fragst dich, ob das auf dein Baby zutrifft? Oder du bist erschöpft und unsicher, warum dein Baby so viel Nähe braucht und schlecht schläft? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über High Need Babys, ihre Merkmale und wie du den Alltag mit einem anspruchsvollen Baby besser bewältigen kannst.
Was ist ein „High Need Baby“?
Ein High Need Baby ist ein Baby mit besonders intensiven Bedürfnissen in Bezug auf Nähe, Schlaf, Aufmerksamkeit und Stimulation. Der Begriff wurde von Dr. William Sears geprägt, einem Kinderarzt und Autor mehrerer Bücher über Elternschaft und Kindesentwicklung (z. B. Attachment Parenting Buch, Schlafen und Wachen: Das Elternbuch für Kindernächte).
Ein High Need Baby fordert mehr als andere Babys. Es möchte oft getragen werden, schläft schlecht alleine und ist sensibler gegenüber Reizen wie Licht oder Geräuschen. Eltern fühlen sich oft verunsichert, weil ihr Baby scheinbar „mehr“ braucht als andere – doch das ist völlig normal.
In diesem Blogartikel beschreibe ich:
- Die Merkmale von High Need Babies
- Woher der Begriff High Need Baby stammt
- Was der Unterschied ist zwischen High Need Baby und Schreibaby
- Was man tun kann, wenn man ein High Need Baby hat.
Merkmale eines „High Need Babys“:
High Need Babys benötigen oft mehr Aufmerksamkeit und Interaktion. Vielleicht kennst du sie auch? Die Babys, die in der Krabbelgruppe zufrieden herumliegen und einfach nur durch die Gegend schauen? Und dein Baby ist sofort unzufrieden, wenn es nicht von dir unterhalten wird?
Ob du ein High Need Babys hast, merkst du vielleicht an folgenden Eigenschaften:
- Hohe Sensibilität: Sie reagieren empfindlich auf Geräusche, Licht oder Berührungen.
- Intensiver Nähebedarf: Sie lassen sich schwer ablegen und verlangen nach ständigem Körperkontakt.
- Schwierigkeiten beim Schlafen: Viele High Need Babys wachen häufig auf (bei mir war es im 1. Jahr alle 45–90 Minuten) und brauchen lange zum Einschlafen.
- Schnelle Reizbarkeit: Sie wechseln oft abrupt zwischen zufriedenen und unruhigen Phasen.
- Hohe Aufmerksamkeitsspanne: Sie beobachten ihre Umgebung genau und sind leicht überfordert.
- Großer Bewegungsdrang: Sie sind oft aktiver als andere Babys und wollen ständig beschäftigt werden.
Wenn du dich in diesen Punkten wiedererkennst, ist dein Baby möglicherweise ein High Need Baby.
Woher stammt der Begriff „High Need Baby“ überhaupt?
Der Begriff „High Need Baby“ (high = hoch, need = Bedürfnis) stammt von Dr. William Sears, wie schon oben kurz erwähnt.
In seinen Büchern und Artikeln verwendet Dr. Sears den Begriff High Need Baby, um Babys zu beschreiben, die intensivere Bedürfnisse haben als andere und daher eine erhöhte Aufmerksamkeit und Fürsorge seitens der Eltern erfordern. In seinen Büchern betont Sears, dass diese Kinder keine „Problemkinder“ sind, sondern einfach eine andere Art der Betreuung brauchen. Außerdem schreibt er über die Bedeutung von Bindung, Nähe, Geduld und Verständnis im Umgang mit High Need Babys.
Was ist der Unterschied zwischen einem High Need Baby und einem Schreibaby?
Der Begriff „High Need Baby“ und „Schreibaby“ werden manchmal synonym verwendet, da beide Begriffe auf Babys hinweisen, die intensivere Bedürfnisse haben und deren Betreuung anspruchsvoller sein kann, als die von „normalen“ Babys. Dennoch gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Begriffen:
High Need Baby:
- Ein „High Need Baby“ wird für Babys genutzt, die intensivere Bedürfnisse haben als andere. Diese Babys können in verschiedenen Bereichen anspruchsvoller sein, wie zum Beispiel in Bezug auf Schlaf (schlafen wesentlich weniger, wachen sehr häufig auf), Nahrungsaufnahme (wollen z. B. ständig stillen, nuckeln, trinken), Nähe (lassen sich nicht ablegen) und Stimulation (können sich gar nicht selbst beschäftigen).
- High Need Babys können empfindlicher auf Reize reagieren, sind oft schnell reizbar und sehnen sich nach Nähe und Sicherheit. Der Übergang zu hochsensiblen Babys kann hierbei fließend sein.
- Bei High Need Babys gilt es, die Bedürfnisse des Babys besser zu verstehen und geeignete Wege zu finden, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ich kann hierzu sehr die „artgerecht“ Reihe von Nicola Schmidt empfehlen, die zumindest schonmal die Illusion nimmt, dass alle Babys sich ablegen lassen, durchschlafen und alle 4 Stunden gestillt werden.
Schreibaby:
- Ein Schreibaby ist ein Baby, das übermäßig viel weint oder schreit, ohne dass eine offensichtliche Ursache erkennbar ist (an mind. 3 Tagen pro Woche länger als 3 Stunden über einen längeren Zeitraum, ist eine offizielle Definition).
- Schreibabys können unterschiedliche Gründe für ihr Weinen haben, darunter Koliken, Unwohlsein, Überstimulation, Hunger oder Müdigkeit – dies lässt sich aber wie schon gesagt meist nicht feststellen.
- Bei Schreibabys liegt der Fokus darauf, mögliche Ursachen für das übermäßige Weinen zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um das Kind zu beruhigen und die Belastung für die Eltern zu reduzieren.
Insgesamt können High Need Babys und Schreibabys sich überschneiden, da beide Situationen für Eltern herausfordernd sind. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Verhaltensweisen des Babys zu berücksichtigen und SUPER WICHTIG, entsprechende Unterstützung und Ressourcen in Anspruch zu nehmen, um den Eltern zu helfen, mit diesen krassen Herausforderungen umzugehen.
Tipps für Eltern von High Need Babys:
Akzeptanz, Geduld und Selbstfürsorge
Vergleiche dein Baby nicht mit anderen. Jedes Kind ist einzigartig. Sei geduldig mit dir selbst und gönne dir Pausen.
Nähe geben, aber Grenzen setzen
Tragen und Co-Sleeping können helfen, aber achte darauf, dass du nicht völlig erschöpfst.
Flexible Routinen entwickeln
Versuche, eine flexible Tagesstruktur zu finden, die für euch funktioniert. Feste Rituale geben Halt, aber erzwinge nichts.
Unterstützung suchen
Du musst das nicht alleine schaffen! Bitte deinen Partner, Freunde oder Familie um Unterstützung. Auch Beratungsstellen oder Müttergruppen können helfen. Wie mehrfach erwähnt ist es echt wichtig, dass du dir selbst Zeit für Ruhe und Erholung nehmen kannst.
Wissen unterstützt mental
Lies Bücher über bindungsorientierte Erziehung, z. B. „Schlafen und Wachen“ von Dr. Sears oder die „artgerecht“-Reihe von Nicola Schmidt.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen:
Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du dich überfordert fühlst. Ein Kinderarzt oder eine Beratungsstelle kann dir möglicherweise weitere Ratschläge und Unterstützung bieten. Schau unbedingt bei den Beratungsstellen und im Mamas Dorf Verzeichnis nach, dort wirst du bestimmt schon fündig.
Fazit
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die erste Zeit mit einem High Need Baby unfassbar anstrengend, vielleicht sogar traumatisch sein kann. Egal, wie gut man sich auf die Babyzeit vorbereitet hat – darauf kann einen wirklich nichts vorbereiten. Sich so viel Unterstützung zu holen wie möglich und sich ohne schlechtes Gewissen Auszeiten ohne Baby zu nehmen ist wirklich essentiell. Sprüche wie „sie werden ja so schnell groß“ helfen dir stattdessen sicherlich nicht weiter.
Mit Geduld, Unterstützung und Wissen findest du Wege, den Alltag mit deinem High Need Baby zu meistern.
Kommentiere gern unter diesem Blogartikel und teile deine Erfahrungen mit mir.
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