Bindungsspiele und Machtumkehrspiele für Kinder – So stärkst du die Verbindung zu deinem Kind spielerisch

Bindungsspiele und Machtumkehrspiele für Kinder – So stärkst du die Verbindung zu deinem Kind spielerisch

Warum Bindungsspiele so viel mehr bewirken als „nur“ Spaß

Kennst du das? Du siehst dein Kind, wie es täglich neue Eindrücke sammelt, manchmal unsicher wirkt und sich in einer komplexen Welt zurechtfinden muss. Als Eltern wollen wir unseren Kindern Sicherheit geben – und genau hier kommen Bindungsspiele und Machtumkehrspiele ins Spiel.

Bindungsspiele sind eine der wirkungsvollsten Methoden, um die emotionale Verbindung zwischen dir und deinem Kind zu stärken. Ich habe selbst erlebt, wie kraftvoll diese Spiele sein können. An Tagen, an denen mein Kind besonders anhänglich oder trotzig war, haben 10 Minuten gemeinsames Spiel oft Wunder gewirkt. Plötzlich war die Verbindung wieder da, die Anspannung weg.

Stell dir vor: Dein Kind fühlt sich verstanden, gesehen und sicher – allein durch regelmäßiges gemeinsames Spielen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es aber nicht!

Was bringen Bindungsspiele wissenschaftlich betrachtet?

Die Wissenschaft bestätigt, was wir Eltern intuitiv spüren: Eine sichere Bindung ist das wertvollste Geschenk, das wir unseren Kindern machen können.

Kinder mit sicherer Bindung sind nachweislich:

  • weniger anfällig für Angst und Depressionen
  • sozial kompetenter
  • konfliktfähiger
  • selbstbewusster in neuen Situationen
  • emotional stabiler
  • offener für neue Erfahrungen

Allein diese Liste zeigt, wie wertvoll die Zeit ist, die wir in diese Spiele investieren! Und das Beste: Es muss nicht kompliziert sein. Einfache, tägliche Rituale können bereits einen großen Unterschied machen.

Bindungsspiele vs. Machtumkehrspiele – Wo ist der Unterschied?

Bindungsspiele

Diese Spiele stärken gezielt die emotionale Verbindung zwischen dir und deinem Kind. Sie vermitteln: „Ich bin für dich da. Du bist sicher bei mir.“ Daraus entsteht Vertrauen, das dein Kind auch in stressigen Situationen trägt.

Bindungsspiele schaffen einen sicheren Rahmen, in dem dein Kind seine Gefühle erforschen und ausdrücken kann. Sie fördern das Gefühl von Geborgenheit, Nähe und Verständnis. Diese emotionale Sicherheit ist der Grundstein für ein gesundes Selbstbewusstsein und positive Beziehungen im späteren Leben.

Machtumkehrspiele

Im Alltag erleben Kinder ständig, dass Erwachsene bestimmen. Bei Machtumkehrspielen darf dein Kind die Kontrolle übernehmen. Das klingt erstmal kontraintuitiv, oder? Aber genau dieses Gefühl von „Ich kann etwas bewirken“ stärkt das Selbstbewusstsein enorm.

Wenn dein Kind dir spielerisch Anweisungen geben darf oder dich im Spiel „besiegt“, erlebt es ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Kompetenz. Besonders für Kinder, die sich oft machtlos fühlen, sind diese Spiele ein wertvoller Ausgleich. Und keine Sorge – deine elterliche Autorität wird dadurch nicht untergraben, sondern tatsächlich gestärkt, weil die emotionale Verbindung wächst.

9 Bindungsspiele und Machtumkehrspiele, die ihr sofort ausprobieren könnt

1. Nicht-direktive, kindzentrierte Spiele

Stelle eine Auswahl an Spielsachen bereit (Bausteine, Puppen, Kostüme usw.) und lass dein Kind komplett bestimmen, was und wie gespielt wird. Deine Aufgabe: aufmerksam sein und mitspielen, ohne zu lenken. So erfährst du viel über die innere Welt deines Kindes.

Wichtig ist hier, dass du dich wirklich zurücknimmst und deinem Kind die Führung überlässt. Das ist manchmal gar nicht so leicht! Aber genau diese Erfahrung – dass du dich für seine Ideen und Vorstellungen interessierst – ist für dein Kind unglaublich wertvoll.

2. Symbolspiele mit problembezogenen Themen

Hat dein Kind Angst vor dem Kindergarten? Spielt die Situation mit Puppen durch. Dabei kann dein Kind die Angst in einem sicheren Rahmen verarbeiten und du bekommst Einblicke, was genau die Angst auslöst.

Wähle Spielsachen, die bestimmte Alltagssituationen widerspiegeln – ein Puppenhospital, wenn dein Kind Angst vor Ärzten hat, oder Spielzeugautos für die Bewältigung des Straßenverkehrs. Im Spiel können Kinder Ängste aussprechen und durchspielen, die sie sonst vielleicht nicht artikulieren können.

3. Kontingenzspiele

Reagiere auf eine bestimmte Aktion deines Kindes immer gleich – zum Beispiel mit einem lustigen Geräusch, wenn es dir einen Ball zuwirft. Kinder lieben diese Vorhersehbarkeit und lernen dabei: „Ich kann etwas bewirken!“

Diese Art von Spielen fördert nicht nur die Bindung, sondern auch das Verständnis von Ursache und Wirkung. Dein Kind erlebt: „Wenn ich X tue, passiert Y.“ Das gibt ihm ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit in seiner Umgebung – ein Grundbedürfnis, das gerade in den ersten Lebensjahren enorm wichtig ist.

4. Nonsens-Spiele

Tu absichtlich alberne Dinge – trage die Socken als Handschuhe, sprich rückwärts oder setze dir eine Schüssel als Hut auf. Bei uns zu Hause sorgen solche Aktionen immer für Lachkrämpfe und entspannte Stimmung.

Humor und gemeinsames Lachen sind unglaublich starke Bindungselemente. Wenn du als Elternteil bereit bist, auch mal über dich selbst zu lachen und albern zu sein, gibst du deinem Kind die Erlaubnis, spielerisch und unbeschwert zu sein. Das löst Spannungen und schafft eine positive Grundstimmung, in der Bindung besonders gut wachsen kann.

5. Trennungsspiele

Spiele „Guck-Guck“ oder Verstecken. Diese Spiele helfen Kindern, kurze Trennungen zu verarbeiten und zu verstehen: „Mama/Papa kommt immer wieder.“

Besonders in Phasen, in denen Trennungsängste auftreten, können diese Spiele wahre Wunder wirken. Dein Kind lernt spielerisch, dass Abwesenheit nicht gleichbedeutend mit Verlust ist. Die Freude des Wiedersehens beim „Da ist ja die Mama!“ oder beim Finden im Versteckspiel verstärkt das Vertrauen in deine verlässliche Präsenz.

6. Machtumkehrspiele

Lass dich bei einer Kissenschlacht „besiegen“ oder spiele, dass dein Kind der Lehrer ist und du der Schüler. Diese Rollenumkehr gibt deinem Kind ein wunderbares Gefühl von Selbstwirksamkeit.

In meiner Familie haben wir ein Spiel, bei dem mein Kind der „Boss“ ist und mir für 10 Minuten (harmlose) Anweisungen geben darf. Die Begeisterung dabei ist jedes Mal riesig, und ich bemerke, wie das Selbstvertrauen meines Kindes sichtbar wächst. Besonders nach Tagen mit vielen Regeln und Einschränkungen kann dieses Spiel ein wundervoller Ausgleich sein.

7. Regressionsspiele

Trage dein Kind wie ein Baby oder füttere es spielerisch. Diese Spiele erlauben deinem Kind, kurz in eine „sicherere“ Zeit zurückzukehren – besonders wertvoll nach anstrengenden Tagen oder bei großen Veränderungen.

Hatte dein Kind einen stressigen Tag im Kindergarten? Ist ein Geschwisterchen geboren? Steht ein Umzug an? In solchen Zeiten kann das Bedürfnis nach Regression (also dem zeitweisen Zurückkehren in frühere Entwicklungsphasen) besonders stark sein. Anstatt dieses Verhalten zu kritisieren, kannst du es spielerisch aufgreifen und deinem Kind damit zeigen: „Ich sehe dein Bedürfnis und es ist okay.“

8. Spiele mit Körperkontakt

Spiele Fangen, Huckepack oder eine sanfte Kissenschlacht. Körperkontakt setzt Oxytocin frei und stärkt die Bindung auf neurobiologischer Ebene – und ist einfach wunderbar zum Abbauen von Spannungen.

Gerade in unserer zunehmend digitalisierten Welt ist physischer Kontakt unersetzlich für eine gesunde Entwicklung. Die Berührung vermittelt deinem Kind: „Du bist nicht allein.“ Achte dabei immer auf die Grenzen deines Kindes – manche mögen wildere Spiele, andere bevorzugen sanftere Berührungen wie Massage oder Kraulen.

9. Kooperative Spiele

Baut gemeinsam ein Lego-Haus oder malt ein Bild zusammen. Diese Spiele fördern nicht nur die Bindung, sondern auch die Zusammenarbeit und das Gefühl: „Gemeinsam schaffen wir Großartiges!“

Kooperative Spiele sind ein wunderbarer Gegenpol zu unserer oft wettbewerbsorientierten Gesellschaft. Dein Kind lernt, dass es nicht immer um Gewinnen oder Verlieren geht, sondern dass gemeinsames Erschaffen etwas Besonderes ist. Diese Erfahrung legt den Grundstein für gesunde Beziehungen und Teamfähigkeit im späteren Leben.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie oft sollte man Bindungsspiele spielen?

Täglich – und das Beste: Schon 5–10 Minuten pro Tag reichen aus! In einer Welt voller Termine und To-Do-Listen erscheint das vielleicht viel, aber glaub mir: Diese Zeit zahlt sich tausendfach aus.

Ich habe mir angewöhnt, jeden Tag nach dem Kindergarten/der Schule eine kurze „Spielzeit“ einzuplanen, bevor der normale Alltag weitergeht. Diese Routine hat nicht nur unsere Bindung gestärkt, sondern macht auch den Übergang vom institutionellen zum familiären Umfeld viel harmonischer. Auch morgens vor Kindergarten/Schule tun die Spiele (bei uns besonders Verstecken) sehr gut und stärken die Kinder für ihren oft auch herausfordernden Alltag in der Betreuung.

Was mache ich, wenn mein Kind nicht mitspielen will?

Erzwinge nichts – das wäre kontraproduktiv. Biete stattdessen eine Alternative an und bleibe einfühlsam. Manchmal ist ein Kind einfach zu müde oder hat gerade andere Bedürfnisse. Das ist völlig okay.

Beobachte, welche Art von Spiel dein Kind besonders anspricht und baue darauf auf. Manche Kinder lieben körperliche Spiele, andere bevorzugen ruhigere, symbolische Spiele. Es gibt nicht den einen richtigen Weg – wichtig ist die liebevolle, aufmerksame Präsenz, die du dabei zeigst.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Bindungsspiele stärken die emotionale Sicherheit deines Kindes und bilden die Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl.
  • Machtumkehrspiele geben deinem Kind Selbstvertrauen und ein Gefühl von Kontrolle in einer Welt, die für Kinder oft von Regeln und Einschränkungen geprägt ist.
  • Bereits 10 Minuten pro Tag können eine riesige Wirkung haben – Qualität ist wichtiger als Quantität.
  • Verschiedene Spieltypen sprechen unterschiedliche Bedürfnisse an – experimentiere und finde heraus, was für euch am besten funktioniert.
  • Die emotionale Verbindung, die durch diese Spiele entsteht, erleichtert auch schwierige Erziehungssituationen.

Probiere die Spiele aus und beobachte, wie sich die Beziehung zu deinem Kind vertieft und wie viel entspannter euer Alltag wird!

Was sind deine Erfahrungen mit Bindungsspielen? Hast du ein Lieblingsspiel, das ich in diesem Artikel nicht erwähnt habe? Ich freue mich auf deinen Kommentar unten!

PS: Denk daran – niemand muss perfekt sein. An manchen Tagen reichen vielleicht nur zwei Minuten Kitzeln vor dem Schlafengehen. Auch das ist wertvoll und zählt! Es geht nicht um Perfektion, sondern um Verbindung.

Interview von Mamas Dorf Expertin Henriette Mathieu mit Anke Eyerich zu Bindungsspielen:

Hier noch ein wundervolles, augenöffnendes Interview zum Thema Wut beim Kind und wie du diese durch Bindung und Bindungsspiele begleiten kannst.

Dein Kind gerät wegen „Kleinigkeiten“ völlig aus der Fassung und du fragst dich: Woher kommt diese Wut? Wie kann ich mein Kind wirklich gut begleiten, ohne selbst den Verstand zu verlieren und gleich mit zu explodieren?

Anke Eyrich, DIE Aware Parenting-Expertin im deutschsprachigen Raum, taucht mit Henriette tief ein in die Wut unserer Kinder und beantwortet viele eure Fragen, die bei ihr eingegangen waren! Anke teilt ihre jahrzehntelange Erfahrung – ehrlich, offen und humorvoll! In dieser Folge erfährst du:

  • Warum Wut so wichtig ist und wie sie uns etwas über unerfüllte Bedürfnisse verrät
  • Wie du unterscheiden kannst, ob dein Kind gerade Stress entlädt oder ein konkretes Bedürfnis hat
  • Was du tun kannst, wenn dein Kind scheinbar aus dem Nichts wütend wird
  • Wie du als Elternteil gelassen bleibst, auch wenn Türen knallen oder Stühle fliegen
  • Warum du nichts nachbesprechen solltest und auch keine „Was brauchst du beim nächsten Mal?-Gespräche“ führen solltest
  • Welche einfachen Schritte du gehen kannst, um dein Kind liebevoll und sicher durch die Wut zu begleiten
  • Wie du dich selbst in stürmischen Wutmomenten stärken kannst (und warum das alles verändert)

Lass dich inspirieren, voller Neugier und Mut einen neuen Blick auf die Wut deines Kindes zu gewinnen – und vielleicht sogar auf deine eigene.

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Weitere Informationen
Mutter sein und überleben – Wie du im Alltag die Unterstützung findest, die du wirklich brauchst

Mutter sein und überleben – Wie du im Alltag die Unterstützung findest, die du wirklich brauchst

Sooo viele Mütter fragen sich, ob sie die einzigen sind, die sich völlig überfordert fühlen. Die Einzigen, die zwischen Windeln wechseln, beruflichen Verpflichtungen, Wäschebergen und dem Versuch, ab und zu mal zu duschen, komplett untergehen.

Spoiler-Alert: Nein. Mütter sind damit nicht allein, du bist nicht allein.

Muttersein ist verdammt anstrengend. Es ist körperlich fordernd, emotional aufreibend und manchmal fühlt es sich an, als hätte niemand dir gesagt, was da wirklich auf dich zukommt. Niemand hat erwähnt, dass du manchmal nachts um drei Uhr weinend auf dem Badezimmerboden sitzen würdest, weil dein Baby seit Stunden schreit und nichts – absolut nichts – zu helfen scheint (und falls es jemand vorher erwähnt hat – so richtig vorstellen konntest du es dir vermutlich nicht).

Oder dass du dich zwischen Müdigkeit, Verantwortung und dem Gefühl, nie genug zu sein, regelrecht zerreißen würdest.

Und vor allem hat dir niemand gesagt, wie wichtig es ist, Unterstützung zu haben. Richtige Unterstützung. Nicht die Art von Unterstützung, bei der du hinterher aufräumen und dich bedanken musst, sondern die, die dich wirklich entlastet.

Warum brauchen Mütter überhaupt Unterstützung?

Es war nie vorgesehen, dass eine Frau alleine ein Kind großzieht. Der Spruch „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ ist nicht nur eine nette Metapher. Er spiegelt die Realität dessen wider, wie Menschen jahrtausendelang ihre Kinder aufgezogen haben: Gemeinsam, mit geteilter Verantwortung und gegenseitiger Unterstützung.

Heute leben wir oft isoliert von unseren Familien, in Einzelhaushalten, und die Erwartung ist: Eine Mutter muss alles schaffen. Alleine. Perfekt. Mit einem Lächeln.

Das ist nicht nur unrealistisch, sondern auch schädlich. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums leiden über 70% der Mütter unter regelmäßiger Überforderung und fast 40% zeigen Symptome von chronischem Stress – von Schlafstörungen über Kopfschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen.

Viele von uns haben nicht einmal die grundlegendsten Bedürfnisse erfüllt:

  • Ausreichend Schlaf
  • Regelmäßige Mahlzeiten
  • Auszeiten für uns selbst
  • Ungestörte Toilettengänge (ja, das zähle ich definitiv dazu!)
  • Erwachsenengespräche, die nicht vom Geschrei eines Kleinkindes unterbrochen werden

Unterstützung zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen von Intelligenz.

Die verschiedenen Formen der Unterstützung und was du wirklich brauchst

Nicht jede Unterstützung ist gleich wertvoll. Wer kennt es nicht – der klassische Besuch der Schwiegermutter, die „helfen“ möchte, indem sie die Küchenschränke neu organisiert und dann erklärt, warum ihr System besser sei (oder die Kuchen und eine geputzte Wohnung erwartet). Das ist keine Hilfe. Das ist zusätzliche Arbeit.

Echte Unterstützung kann verschiedene Formen annehmen:

Praktische Unterstützung

  • Jemand, der das Baby / Kind nimmt, damit du duschen/schlafen/atmen kannst
  • Hilfe im Haushalt (und zwar ohne Anleitung oder ständige Kontrolle)
  • Mahlzeiten, die zubereitet oder geliefert werden
  • Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen

Emotionale Unterstützung

  • Ein offenes Ohr ohne sofortige Ratschläge
  • Menschen, die deine Gefühle validieren, statt sie abzutun
  • Freundschaften, die auch bestehen bleiben, wenn du wochenlang nicht antworten kannst

Finanzielle Unterstützung

  • Wissen über staatliche Leistungen und wie man sie beantragt
  • Zugang zu bezahlbarer Kinderbetreuung
  • Familienunterstützung (Haushaltshilfe, Familienpflege), wenn möglich

Informative Unterstützung

  • Verlässliche Informationen statt „Du solltest unbedingt…“
  • Zugang zu Expert*innen, die dir wirklich weiterhelfen können
  • Austausch mit anderen Müttern, die Ähnliches erleben

Praktische Wege, um Unterstützung zu finden

Jetzt wird’s konkret. Wo und wie findest du die Unterstützung, die du brauchst?

1. Fang in deinem engsten Kreis an

Mach eine Liste mit Menschen, die wirklich helfen können und wollen. Nicht jeder, der anbietet zu helfen, meint es ernst. Konzentriere dich auf diejenigen, die:

  • Dir in der Vergangenheit bereits zuverlässig geholfen haben
  • Selbst Kinder haben und verstehen, was du durchmachst
  • Praktisch veranlagt sind und eigenständig handeln können

2. Erweitere deinen Kreis strategisch

Wenn dein engster Kreis nicht ausreicht (und das tut er selten):

  • Schließe dich Eltern-Kind-Gruppen in deiner Nähe an
  • Suche nach themenbezogenen Gruppen auf Facebook und anderen sozialen Medien
  • Nutze Apps wie „Mommunity“, die dich mit anderen Müttern in deiner Umgebung verbinden – siehe auch die Community Seite von Mamas Dorf

3. Professionelle Unterstützung einbeziehen

Manchmal brauchen wir Expert*innen:

  • Hebammen bieten auch nach der Geburt noch wertvolle Unterstützung
  • Beratungsstellen für Familien und Eltern (hier bietet Mamas Dorf eine umfassende Übersicht)
  • Haushaltshilfen (in bestimmten Situationen sogar von der Krankenkasse übernommen)
  • Familienpflegerinnen

4. Technologie und Services nutzen

Die moderne Welt bietet einige Entlastungen:

  • Lieferdienste für Lebensmittel und Drogerieartikel
  • Meal-Prep-Services oder Fertiggerichte ohne schlechtes Gewissen
  • Digitale Kalender, die du mit deinem Partner oder Unterstützungsnetzwerk teilen kannst
  • Haushaltshelfer wie Saugroboter, Wäscheservices etc.

5. Tauschsysteme etablieren

Eine Win-Win-Situation für alle:

  • Wechselnde Kinderbetreuung mit anderen Eltern (das hat bei uns super funktioniert, als meine Tochter so 4/5 geworden ist – vorher war es schwierig)
  • Fahrgemeinschaften zu Kita oder Schule
  • Skill-Tausch (z.B. du kochst Mahlzeiten für eine andere Familie, dafür hilft dir jemand bei der Steuererklärung)

Wie du deine Bedürfnisse klar kommunizierst (ohne dich schuldig zu fühlen)

Da ist sie wieder: diese Stimme im Kopf, die sagt: „Du kannst doch nicht schon wieder um Hilfe bitten.“

Doch, kannst du. Und solltest du.

Klare Kommunikation statt Andeutungen

Menschen können keine Gedanken lesen. Sätze wie „Es wäre schön, wenn mal jemand helfen würde“ führen selten zu konkreter Unterstützung.

Stattdessen:

  • „Könntest du am Mittwoch von 14-16 Uhr auf Emil aufpassen, damit ich zum Arzt gehen kann?“
  • „Ich brauche dringend Schlaf. Kannst du heute Nacht aufstehen, wenn die Kleine weint?“
  • „Ich schaffe den Haushalt momentan nicht. Können wir eine Reinigungskraft für die nächsten drei Monate engagieren?“

Der Unterschied zwischen Bitten und Fordern

Eine Bitte lässt dem anderen die Wahl, ein „Nein“ zu äußern. Das ist wichtig für nachhaltige Beziehungen. Aber es bedeutet auch, dass du einen Plan B haben solltest.

Und: Nur weil jemand einmal „Nein“ sagt, heißt das nicht, dass du nie wieder fragen darfst.

Lass das schlechte Gewissen los

Du verdienst Unterstützung. Dein Kind verdient eine Mutter, die nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs steht. Das ist kein utopischer Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Professionelle Hilfe: Wann sie sinnvoll ist und wo du sie findest

Es gibt Momente, in denen wir mehr als nur praktische Unterstützung brauchen. Wenn du dich über einen längeren Zeitraum:

  • Erschöpft, traurig oder hoffnungslos fühlst
  • Mit ständiger Angst oder überwältigenden Sorgen kämpfst
  • Von Gedanken geplagt wirst, die du nicht kontrollieren kannst
  • So überfordert fühlst, dass du nicht mehr funktionieren kannst

…dann ist es Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Anlaufstellen für professionelle Unterstützung

  • Erster Schritt: Sprich mit deinem Hausarzt oder deiner Gynäkologin
  • Beratungsstellen: Viele Städte und Gemeinden bieten kostenlose Beratung für Eltern an – es gibt auch viele kostenlose Online- oder Telefondienste, sodass Zeit- oder Geldmangel keine Ausrede mehr sein dürfen!
  • Fachberatung: Auf Mamas Dorf findest du spezialisierte Beraterinnen und Coaches, die genau auf deine Situation eingehen können
  • Therapeutische Unterstützung: Psychotherapeuten mit Schwerpunkt auf postpartaler Depression oder Elternschaft
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit Betroffenen kann unglaublich entlastend sein

Was du von professioneller Unterstützung erwarten kannst

Eine gute Beraterin oder ein guter Therapeut wird:

  • Dir zuhören, ohne zu urteilen
  • Praktische Strategien anbieten, die in deinen Alltag passen
  • Dich in deiner Rolle als Mutter stärken
  • Dich unterstützen, eigene Lösungen zu finden
  • Dir helfen, dein Unterstützungsnetzwerk zu aktivieren oder aufzubauen

Selbstfürsorge als Grundlage

Bei all dem Reden über Unterstützung von außen dürfen wir eines nicht vergessen: Die Unterstützung, die wir uns selbst geben können.

Selbstfürsorge klingt für viele Mütter wie ein Luxus. Darf es aber eigentlich nicht sein. Es ist die Basis für alles andere.

Mini-Selbstfürsorge für den Alltag

Du musst nicht gleich einen Spa-Tag einplanen (obwohl das auch schön wäre). Beginne mit kleinen Dingen:

  • Trinke deinen Kaffee, solange er noch warm ist (ja, auch wenn das Kind protestiert)
  • Gönne dir 5 Minuten Stille im Badezimmer
  • Mach einen kurzen Spaziergang alleine
  • Schreib drei Dinge auf, die heute gut gelaufen sind
  • Sag „Nein“ zu einer Verpflichtung, die dich belastet

Die Kunst, Prioritäten zu setzen

Nicht alles muss perfekt sein. Nicht alles muss überhaupt gemacht werden.

Stell dir die Frage: „Was passiert, wenn ich das jetzt nicht tue?“

  • Wenn die Antwort ist „Dann haben wir kein Abendessen“ → Priorität hoch
  • Wenn die Antwort ist „Dann sieht das Wohnzimmer unordentlich aus“ → Priorität niedrig

In manchen Lebensphasen besteht Selbstfürsorge darin, die Erwartungen an dich selbst radikal zu senken.

Es gibt mittlerweile zum Glück eine Vielzahl von spezialisierten Beratungsangeboten, die genau auf deine Situation zugeschnitten sind:

Elterncoaching

  • Individuelle Beratung zu Erziehungsfragen
  • Unterstützung bei herausforderndem Verhalten deines Kindes
  • Hilfe beim Etablieren von Routinen und Grenzen

Schlafberatung

  • Bindungsorientierte Ansätze für besseren Babyschlaf
  • Unterstützung bei Schlafproblemen von Kleinkindern
  • Strategien für erholsamere Nächte für die ganze Familie

Beziehungsberatung

  • Stärkung der Partnerschaft trotz Kinderalltag
  • Kommunikationsstrategien für Elternteams
  • Unterstützung bei der Neuorganisation als Familie

Alltagsorganisation

  • Praktische Hilfe bei der Strukturierung des Familienalltags
  • Zeitmanagement für Mütter
  • Work-Life-Balance mit Kindern

Bei Mamas Dorf findest du nicht nur die Kontakte zu diesen Expertinnen und Experten, sondern auch zahlreiche Blogbeiträge, die dir praktische Tipps und Einblicke geben wie zum Beispiel dieser Artikel zum Stichwort Mental Load.

Fazit: Es ist okay, Unterstützung zu brauchen

Ich will ehrlich mit dir sein: Es wird vermutlich nie den Punkt geben, an dem du plötzlich alles unter Kontrolle hast und nie wieder Unterstützung brauchst. So funktioniert das Leben nicht – und schon gar nicht das Leben mit Kindern.

Was sich ändern kann, ist deine Einstellung dazu. Statt Unterstützung als etwas zu betrachten, das du nur in absoluten Krisen benötigst, sieh es als normale, gesunde Komponente deines Familienlebens.

Du musst nicht alles alleine schaffen. Du sollst es nicht einmal.

Ich wünsche dir den Mut, nach der Unterstützung zu fragen, die du brauchst, und die Weisheit, sie anzunehmen, wenn sie dir angeboten wird.

Dein Dorf wartet auf dich.

Schaue dich auf Mamas Dorf um – dort findest du konkrete Anlaufstellen, hilfreiche Kurse und eine unterstützende Community. 💖


Teile deine Erfahrungen: Was hat dir geholfen, Unterstützung im Alltag zu finden? Schreib es gerne in die Kommentare!


Weitere hilfreiche Ressourcen:

Hilfe direkt auf Mamas Dorf:

Externe Unterstützung:

Selbstfürsorge im Mama-Alltag: Warum sie so wichtig ist

Selbstfürsorge im Mama-Alltag: Warum sie so wichtig ist

Du gibst ALLES für deine Familie – aber wann gibst du mal etwas für DICH?

Selbstfürsorge. Ein Wort, bei dem viele Mütter nur müde lächeln. Zwischen Windeln wechseln, Brei kochen, Streit schlichten, Termine jonglieren und dem ständigen Gefühl, nie fertig zu werden – wo soll da bitte noch Zeit für mich selbst sein?

Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Nach der Geburt meines zweiten Kindes war ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Mein Alltag bestand aus funktionieren, funktionieren, funktionieren. Bis ich irgendwann im Badezimmer stand, mir ins Gesicht schaute und diese fremde, erschöpfte Frau im Spiegel sagte „Okay, so kann es nicht mehr weitergehen“.

Warum wir Mütter so schlecht in Selbstfürsorge sind

„Erschöpfung gehört doch zum Muttersein dazu“ – wie oft habe ich diesen Satz gehört und mir selbst eingeredet. Als wäre es ein Ehrenabzeichen, sich bis zur totalen Erschöpfung für die Familie aufzuopfern.

Wir Mütter tragen so viele unsichtbare Lasten:

  • Die mentale Last (Wer denkt daran, dass bald die Windeln ausgehen?)
  • Die emotionale Arbeit (Wer tröstet, wenn alle weinen?)
  • Die Logistik des Familienlebens (Wer behält den Überblick über Impftermine, Elternabende und Geburtstagsgeschenke?)

Und all das, während die Gesellschaft uns suggeriert: Eine gute Mutter stellt ihre eigenen Bedürfnisse hinten an. Immer.

Kein Wunder, dass wir uns schuldig fühlen, wenn wir auch nur daran denken, etwas für uns selbst zu tun!

Die „Ich habe keine Zeit“-Falle

„Ich würde ja gerne mehr für mich tun, aber ich habe einfach keine Zeit“ – mein Standardsatz, jahrelang. Allerdings funktioniert es so nicht. Stattdessen gilt eher: „Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.“

Das Problem ist nicht die fehlende Zeit. Das Problem ist, dass wir Mütter uns oft an letzter Stelle auf unserer eigenen Prioritätenliste setzen. Jeder und alles andere kommt zuerst.

Ertappst du dich bei diesen Gedanken?

  • „Ich gehe duschen, sobald ich noch schnell die Wäsche aufgehängt habe“
  • „Ich lese mein Buch weiter, wenn die Kinder im Bett sind“ (und schläfst dann erschöpft auf der Couch ein)
  • „Ich gönne mir eine Auszeit, wenn XYZ erledigt ist“ (spoiler: es wird nie alles erledigt sein)

Das ist die Zeitfalle: Wir verschieben unsere Bedürfnisse immer auf „später“ – ein später, das nie kommt.

Die Mythos der perfekten Mutter

Wir werden bombardiert mit Bildern von Müttern, die alles im Griff haben. Die Wohnung ist Insta-tauglich dekoriert, die Kinder tragen selbstgenähte Kleidung, während sie lächelnd Gemüsesticks knabbern, die Mutter sieht nach 2 Stunden Schlaf immer noch umwerfend aus und bastelt nebenbei noch zuckerfreie, glutenfreie Muffins für den Kindergeburtstag.

Sorry, aber das ist Quatsch!

Diese perfekte Mutter existiert nicht. Nicht einmal die Influencerinnen, die sie spielen, leben so. Hinter jeder „perfekten“ Instagram-Story stecken Chaos, Tränen und häufig ein bezahltes Reinigungsteam.

Ich habe auch versucht, es allen recht zu machen, alles hübsch unter Kontrolle zu halten, immer perfekt auf alle Bedürfnisse aller einzugehen, egal wie es mir ging – bis ich verstanden habe: Der Preis dafür ist meine eigene Gesundheit und Lebensfreude.

Warum Selbstfürsorge kein Luxus, sondern Notwendigkeit ist

Du kennst sicher die Sicherheitsanweisung im Flugzeug: „Setzen Sie zuerst Ihre eigene Sauerstoffmaske auf, bevor Sie anderen helfen.“

Es gibt einen Grund, warum diese Anweisung existiert: Wenn du bewusstlos bist, kannst du niemandem mehr helfen.

Genauso ist es im Mama-Alltag: Wenn du völlig ausgebrannt und erschöpft bist, bist du keine bessere Mutter – im Gegenteil. Du bist eine Mutter am Limit. Eine Mutter, die schneller schreit, weniger Geduld hat und deren eigene Freude am Leben verloren geht. Und das werden deine Kinder merken und mit tragen.

Selbstfürsorge ist kein egoistischer Luxus. Es ist Verantwortung – dir selbst und deiner Familie gegenüber.

Die körperlichen und psychischen Folgen von vernachlässigter Selbstfürsorge

Was passiert, wenn du dich selbst dauerhaft vernachlässigst? Hier eine kleine, erschreckende Liste der möglichen Folgen:

Körperliche Folgen:

  • Chronische Erschöpfung
  • Geschwächtes Immunsystem – du bist ständig krank
  • Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen
  • Schlafprobleme, selbst wenn du mal Zeit zum Schlafen hättest
  • Hormonelle Dysbalancen

Psychische Folgen:

  • Erhöhtes Risiko für Depressionen und Angstzustände
  • Gereiztheit und emotionale Instabilität
  • Gefühl von Leere und Sinnverlust
  • Erschöpfungszustände bis hin zum Burnout
  • Identitätsverlust – „Wer bin ich eigentlich noch außer Mama?“

Ich habe diese Liste nicht aufgeschrieben, um dir Angst zu machen. Sondern um dir zu zeigen: Es geht hier nicht um Wellness-Luxus. Es geht um deine Gesundheit. Um die Basis. Um deine Lebensqualität. Um deine Fähigkeit, die Mutter zu sein, die du sein möchtest.

Mini-Selbstfürsorge: 10 Ideen, die in deinen chaotischen Alltag passen

Du musst nicht gleich eine Woche im Wellness-Hotel buchen, um für dich zu sorgen. Es gibt so viele kleine Dinge, die du in deinen Alltag einbauen kannst:

  1. Die heiligen 5 Minuten: Jeden Morgen – bevor die Kinder wach sind oder bevor du aus dem Bett steigst – nimm dir 5 Minuten nur für dich. Atme bewusst. Strecke dich. Sei einfach. (Geht notfalls auch, wenn die Kinder schon aufgewacht sind)
  2. Die Badezimmertür abschließen: Klingt absurd, ist aber für viele Mütter ein Akt der Revolution. 10 Minuten ungestört duschen oder einfach auf dem Klo sitzen, ohne dass jemand reinplatzt!
  3. Mikro-Pausen: Während der Kaffee brüht, während das Wasser für die Nudeln kocht, während die Kinder kurz beschäftigt sind – nimm diese 2-3 Minuten für einen bewussten Atemzug, eine Dehnung, einen Moment der Stille.
  4. Bewegungs-Snacks: Keine Zeit für Sport? Versuche 3-5 Minuten Bewegung mehrmals am Tag. Ein paar Dehnübungen, 10 Kniebeugen, einmal um den Block. Diese Mikro-Workouts summieren sich!
  5. Die Mama-Playlist: Erstelle eine Playlist mit Songs, die DIR Freude machen (nicht den Kindern!). Dreh sie auf, während du kochst oder auto fährst. Musik kann Stimmungen in Sekundenschnelle verändern.
  6. Dein Notfallpaket: Packe eine kleine Box mit Dingen, die dich sofort aufmuntern oder beruhigen: dein liebster Snack, ein ätherisches Öl, ein Foto, ein wunderschönes Gedicht. Greife in stressigen Momenten darauf zurück.
  7. Die gestohlene Viertelstunde: Kinder schauen Sendung mit der Maus oder spielen im Garten? Anstatt schnell die Spülmaschine auszuräumen, nutze diese 15 Minuten für DICH. Lies ein paar Seiten, mach eine kurze Meditation, ruf eine Freundin an.
  8. Die Abendroutine: Etabliere eine Mini-Routine für dich selbst nach dem Zubettbringen der Kinder. Etwas Rituelles, das dir signalisiert: Jetzt bin ich dran. Eine Tasse Tee, ein paar Seiten lesen, eine Hand Hautpflegeritual.
  9. Die Nein-Übung: Übe, „Nein“ zu sagen – zu zusätzlichen Verpflichtungen, zu Anfragen, zu deinen eigenen überhöhten Ansprüchen. „Nein“ zu sagen ist Selbstfürsorge pur.
  10. Die tägliche Frage: Stelle dir jeden Morgen die Frage: „Was brauche ICH heute?“ und versuche, diesem Bedürfnis wenigstens in kleinem Umfang nachzukommen.

Was mir besonders geholfen hat: Mikro-Meditationen. 3 tiefe Atemzüge bei schönem Licht (hab hier so eine fancy Salzkristalllampe). Eine Minute achtsames Händewaschen. 30 Sekunden mit geschlossenen Augen den Kaffee riechen. Diese Mini-Momente haben mich durch die chaotischsten Phasen gebracht. Du verbindest da wieder mit dir selbst, das kann dich echt für eine Weile tragen!

Große Selbstfürsorge: Wie du dir echte Auszeiten organisierst

Natürlich brauchen wir auch größere Pausen, um wirklich aufzutanken. Aber wie organisiert man die?

  1. Tauschgeschäfte mit anderen Eltern: Ihr nehmt gegenseitig die Kinder, damit jeder mal einen freien Nachmittag hat.
  2. Fest etablierte Zeiten: Bei uns ist Sonntagvormittag „Papa-Zeit“ – da bin ich raus aus dem Haus, der Papa macht mit den Kindern Pfannkuchen und alle rufen gemeinsam die Großeltern an. Ich hab einfach nur Zeit für mich – zum Lesen, zum Schreiben, zum Durchatmen, während ich in meinem Lieblingscafé aus dem Fenster schaue.
  3. Familiennetzwerke nutzen: Falls vorhanden, sind Großeltern oder andere Verwandte oft glücklich, Zeit mit den Enkeln zu verbringen.
  4. Budget für Auszeiten: Wenn es finanziell irgendwie geht, plane ein kleines Budget für Babysitter oder andere Unterstützung ein. Du findest ansonsten bei den Beratungsstellen auch Unterstützungen wie z.B. durch wellcome – ehrenamtliche Helferinnen, die im 1. Lebensjahr mit dem Baby 1x die Woche spazieren gehen, fast umsonst.
  5. Mama-Verbündete finden: Suche dir andere Mütter, die verstehen, wie wichtig Auszeiten sind, und unterstützt euch gegenseitig darin, sie zu nehmen.

Ich habe mich anfangs schuldig gefühlt, einen Vormittag pro Woche für mich zu beanspruchen. Bis mein Mann sagte: „Weißt du eigentlich, wie viel entspannter und glücklicher du bist, wenn du diesen Vormittag hattest? Und wie viel glücklicher damit auch wir alle sind?“ Ich habe immer deutlich gemerkt, wie entspannter die ganze Situation zu Hause war… die Erkenntnis war ein Wendepunkt für mich.

Der Umgang mit Schuldgefühlen

Fast jede Mutter kennt sie: Die Schuldgefühle, wenn sie etwas für sich selbst tut. „Sollte ich nicht…?“ „Bin ich egoistisch, wenn…?“ „Was, wenn die Kinder gerade jetzt…?“

Diese Schuldgefühle sind normal, aber sie sind nicht hilfreich. Ein paar Gedanken, die mir geholfen haben:

  • Meine Kinder lernen durch mein Vorbild. Möchte ich, dass sie später selbst auf ihre Bedürfnisse achten? Dann muss ich es ihnen vorleben.
  • Die Qualität der Zeit mit meinen Kindern ist wichtiger als die Quantität. Eine Stunde mit einer ausgeglichenen, präsenten Mama ist wertvoller als drei Stunden mit einer genervten, erschöpften Version von mir.
  • Selbstfürsorge ist nicht egoistisch. Sie ist notwendig, damit ich langfristig die Kraft habe, für andere da zu sein.

Es braucht Übung, diese Schuldgefühle zu überwinden. Aber es ist möglich. Und es ist notwendig.

Besonders wichtig für eher autonome Bindungstypen

Falls du es noch nicht gelesen hast, empfehle ich dir sehr das Buch „Nestwärme, die Flügel verleiht“ von Stefanie Stahl und Julia Tomuschat. Sie beschreiben darin die beiden Hauptbindungstypen – eher angepasst oder eher autonom.

Wenn du – wie ich – eher zu den autonomen Bindungstypen gehörst – also jemand bist, der Unabhängigkeit schätzt und sich in Beziehungen manchmal schwer mit zu viel Nähe tut – dann sind bewusste Auszeiten für dich sogar noch wichtiger. Gerade autonome Typen neigen unbewusst dazu, auf Distanz zu gehen, wenn ihnen alles zu viel wird. Wenn du dir diese Auszeiten nicht aktiv nimmst, kann es passieren, dass du deinen Kindern (unbeabsichtigt!) das Gefühl vermittelst, dass sie nerven oder zu viel fordern. Eine regelmäßige, bewusste Zeit für dich selbst – ohne schlechtes Gewissen – hilft dir, in der Verbindung zu deinen Kindern entspannter und präsenter zu bleiben. Du darfst Nähe genießen, ohne das Gefühl zu haben, erdrückt zu werden – und deine Kinder lernen so, dass Bindung und Freiheit sich nicht ausschließen.

Was tun, wenn nichts hilft?

Manchmal reichen kleine Selbstfürsorge-Maßnahmen nicht aus. Wenn du dich dauerhaft erschöpft, überfordert oder traurig fühlst, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Postpartale Depression oder Erschöpfungszustände sind keine Seltenheit bei Müttern – und sie sind behandelbar! Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, suche dir psychologische Unterstützung oder wende dich an eine der unten genannten Beratungsstellen.

Hilfe anzunehmen ist eine Form der Selbstfürsorge – vielleicht sogar die wichtigste.

Liebe Mütter, ihr tut so viel für alle anderen. Erlaubt euch bitte, auch für euch selbst zu sorgen. Nicht irgendwann, wenn die Kinder groß sind. Nicht später, wenn alles andere erledigt ist. Sondern heute, jetzt, mitten im Chaos.

Hilfsangebote:

Bücher:

  • „Runter mit dem Druck“ von Nora Imlau
  • „Das Mama-Buch“ von Vicki Iovine
  • „Selbstfürsorge für Mütter“ von Susanne Mierau
  • „Nestwärme, die Flügel verleiht“ von Stefanie Stahl und Julia Tomuschat
  • „Bindung ohne Burnout“ von Nora Imlau
Zeitmanagement für Mütter: So schaffst du mehr im Alltag, ohne dich zu überfordern

Zeitmanagement für Mütter: So schaffst du mehr im Alltag, ohne dich zu überfordern

Zwischen Kinderbetreuung, Haushalt und eigenen Bedürfnissen – wie zum Teufel soll das alles in 24 Stunden passen?

Zeit ist für uns Mütter das kostbarste Gut überhaupt. Und gleichzeitig das, wovon wir gefühlt am wenigsten (vor allem für uns selbst) haben. Die To-Do-Liste wird länger und länger, während die Uhr unbarmherzig weitertickt.

Ich kenne das nur zu gut. Nachdem ich morgens im Akkord Frühstück gemacht, Kinder angezogen, Brotboxen vorbereitet und Kindergartentaschen gepackt hatte, war ich oft schon vor 8 Uhr völlig erschöpft. Und der Tag hatte noch nicht einmal richtig begonnen! Abends fiel ich dann ins Bett mit dem Gefühl, den ganzen Tag gerannt zu sein und trotzdem längst nicht alles geschafft zu haben.

Die Zeitfalle: Warum Mütter ständig im Hamsterrad stecken

Eine Freundin fragte mich neulich: „Wie kann es sein, dass ich 24 Stunden am Tag für meine Familie da bin und trotzdem das Gefühl habe, nie genug zu tun?“

Diese Frage trifft den Nagel auf den Kopf. Wir Mütter stecken in einer Zeitfalle: Wir jonglieren gleichzeitig mit Kinderbetreuung, Haushalt, Partnerschaft, eventuell Beruf und – wenn wir Glück haben – ein paar Minuten für uns selbst. Und das Tückische daran? Die meisten dieser Aufgaben sind nie wirklich FERTIG.

Kaum ist die Küche aufgeräumt, steht das Kind mit dreckigen Fingern und Hunger vor dir. Kaum ist die Wäsche gewaschen, werden die frisch geputzten Klamotten beim Buddeln im Sandkasten wieder schmutzig. Es ist ein endloser Kreislauf, der uns das Gefühl gibt, ständig hinterherzuhinken. (Schau dir dazu auch unbedingt den Blogartikel über Mental Load an).

Prioritäten setzen – aber richtig

„Setz einfach Prioritäten!“ – diesen gut gemeinten Rat hat wohl jede Mutter schon gehört. Aber was, wenn ALLES wichtig erscheint?

Vielleicht hast du ja schonmal von der Eisenhower-Matrix gehört? Die lässt sich auch prima für Mütter nutzen! Im Grunde teilst du deine Aufgaben danach in vier Kategorien ein:

  1. Wichtig und dringend: Kind hat Fieber, wichtige Formulare für die Schule
  2. Wichtig, aber nicht dringend: Vorsorgeuntersuchungen planen, eigene Gesundheit, Paarzeit
  3. Dringend, aber nicht wichtig: Die 17. WhatsApp vom Elternverteiler, spontane Zusatzwünsche
  4. Weder wichtig noch dringend: Instagram-Scroll-Marathon, perfekt gebügelte Unterwäsche

Der Trick? Die meisten von uns verbringen zu viel Zeit in Kategorie 1 und 3 – und vernachlässigen die eigentlich wertvollen Dinge in Kategorie 2 (weil sie nicht dringend sind, fallen sie hinten runter). Die Dinge in Kategorie 2 brauchen aber PLANUNG. Und genau da liegt der Hund begraben.

Ich habe angefangen, jeden Sonntag gemütlich auf dem Sofa 15 Minuten für meine Wochenplanung zu reservieren. Was steht an? Was muss erledigt werden? Was wünsche ich mir für die Woche? Das klingt banal, aber es hat mir sehr geholfen und mein leicht chaotisches Leben tatsächlich in etwas geordnetere Bahnen gelenkt (und mir oft dabei geholfen, wichtige Termine nicht erst auf den letzten Drücker plötzlich im Kalender zu entdecken).

Morgenroutine: Der Schlüssel zum entspannten Tag

Oh Gott, wie ich diese Artikel gehasst habe, in denen erfolgreiche Menschen behaupten, sie stünden um 5 Uhr morgens auf, um zu meditieren, Sport zu treiben und drei Bücher zu lesen – BEVOR ihre Kinder aufwachen!

Die Realität? Mein Sohn ist der krasse Frühaufsteher und war eh meist schon um 5 Uhr wach. Meine Morgenroutine bestand aus 1-3 Tassen Kaffee.

Was mir WIRKLICH geholfen hat:

  • Alles, was geht, am Vorabend vorbereiten. Klingt simpel, ist aber ein Game-Changer. Kleidung rauslegen (für dich UND die Kinder), Kindergarten/Schultaschen packen oder bereitlegen, Frühstückstisch decken. UND einmal alles schön aufräumen mit Lieblingsmusik (noch wenn die Kinder wach sind) – denn dann stehe ich morgens auf und statt Chaos erwartet mich eine halbwegs saubere, aufgeräumte Wohnung – ein Traum! (Selbstverständlich mache ich das nicht alleine – Mann + Kinder helfen mit und haben jeweils ihren Teil zu übernehmen)
  • Wann immer es möglich ist die ersten 30 Minuten des Tages für mich reservieren. Ich stelle mir dafür keinen Wecker, gehe aber meist ultra früh ins Bett und wache dann schön früh auf… und diese kleine Zeitinvestition zahlt sich den ganzen Tag aus. Ich nutze sie nicht für Sport oder Produktivität, sondern einfach zum Durchatmen. Ich hole mir einen Kaffee und lese den ganz in Ruhe im Bett, höre mir eine schöne Meditation an und döse einfach noch in Ruhe, lasse di Gedanken treiben. OHNE dass jemand nach mir ruft. Das, was tagsüber immer gar nicht geht.
  • Feste Aufgaben für alle Familienmitglieder definieren. Selbst ein Dreijähriger kann seinen Teller in die Spüle räumen (okay, KÖNNTE – klappt hier nicht immer, aber wir üben es!), und ein Schulkind kann lernen, seine Tasche selbst zu packen. Mein Mann ist für die ganze Abendroutine zuständig, ich kümmere mich morgens ums Vorbereiten für den Tag. Geteiltes Leid ist halbes Leid!

Die Macht der kleinen Zeitfenster

Eine der wichtigsten Erkenntnisse auf meinem Weg zum besseren Zeitmanagement war diese: Du musst nicht zwei freie Stunden haben, um etwas Sinnvolles zu erledigen.

Früher dachte ich: „Die 15 Minuten bis zum Abholen lohnen sich nicht mehr, um anzufangen.“ Heute weiß ich: In 15 Minuten kann ich:

  • Eine Waschmaschine anstellen
  • Drei wichtige E-Mails beantworten
  • Eine Einkaufsliste schreiben
  • 10 Minuten meditieren und 5 Minuten dehnen
  • Ein kurzes Telefongespräch führen

Diese Mini-Zeitfenster addieren sich über den Tag zu erstaunlich viel geschaffter Arbeit!

Ich habe mir angewöhnt, eine „5-Minuten-Liste“ zu führen – Aufgaben, die ich in kurzen Pausen erledigen kann. So bleibe ich produktiv, ohne das Gefühl zu haben, ständig am Limit zu sein.

Delegation ist kein Schimpfwort

Mein größter Fehler jahrelang? Der Glaube, ich müsste alles selbst machen. Weil ich es am besten kann. Weil es schneller geht, wenn ich es selbst mache. Weil…

STOP! Delegation ist keine Schwäche, sondern eine Überlebensstrategie.

Das heißt nicht, dass du eine Haushaltshilfe einstellen musst (obwohl das natürlich toll wäre!). Es bedeutet:

  • Den Partner einbeziehen – und zwar RICHTIG, nicht nur als „Helfer“, sondern als komplett MItverantwortlicher!
  • Kinder altersgerecht in Haushaltsaufgaben einbinden
  • Familiennetzwerke nutzen, wenn vorhanden
  • Tauschgeschäfte mit anderen Eltern eingehen (du nimmst mein Kind am Dienstag, ich deins am Donnerstag)
  • Sich von dem Gedanken verabschieden, dass alles perfekt sein muss
  • (und einfach ganz viel liegenlassen, was mir früher alles als total wichtig vorkam – ist es nicht!)

Ja, wenn dein Partner die Wäsche macht, wird er sie vielleicht anders falten als du. Wenn die Kinder den Tisch decken, wird er nicht Instagram-tauglich aussehen. Aber weißt du was? DAS IST OKAY.

Zeit für dich selbst – warum das nicht egoistisch ist

„Nimm dir Zeit für dich“ – als ich früher mit kleinem Baby diesen Ratschlag gehört habe, hätte ich lachen und weinen können. WANN denn bitte?

Aber ich habe gelernt: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Eine ausgebrannte, erschöpfte Mutter kann nicht die Mutter sein, die sie sein möchte. (Hier kann ich sehr das Buch „Bindung ohne Burnout von Nora Imlau empfehlen)

Für mich bedeutet „Zeit für mich“ nicht unbedingt teure Spa-Besuche oder Wochenenden allein (obwohl das natürlich schön wäre!). Es sind oft kleine Momente:

  • 15 Minuten früher ins Bett gehen, um zu lesen (mache ich IMMER – mein Lieblingsmoment des Tages)
  • Ein Telefonat mit der besten Freundin während des Spaziergangs (oder kleine Sprachnachrichten im Park)
  • Einen Umweg zum Supermarkt nehmen und im Auto in Ruhe Musik hören
  • Die Kinder einmal pro Woche noch früher mit Lieblingshörbuch ins Bett bringen und den Abend für mich haben

Und das Wichtigste dabei: Die Schuldgefühle abzuschütteln. Deine Zeit ist wertvoll – nicht nur für andere, sondern auch für DICH.

Mini-Zeitmanagement-Tools, die wirklich funktionieren

Hier sind die Werkzeuge, die mir wirklich geholfen haben, meinen Alltag in den Griff zu bekommen:

  1. Fokuszeit definieren: Jeden Tag 1-2 Zeitfenster festlegen, in denen ich ungestört an wichtigen Dingen arbeiten kann. Manchmal bedeutet das, die Kinder vor den Fernseher zu setzen. Und ja, das ist OKAY.
  2. Batching: Ähnliche Aufgaben zusammenfassen. Montags könntest du vorkochen, dienstags Behördenkram erledigen, mittwochs alle Bettwäsche waschen etc.
  3. Zwei-Minuten-Regel: Alles, was weniger als zwei Minuten dauert, SOFORT erledigen. Die schmutzige Tasse gleich in die Spülmaschine stellen statt auf der Arbeitsplatte zu stapeln.
  4. Timeboxing: Für nervraubende Aufgaben (wie Aufräumen mit Kindern) einen Timer stellen – 15 Minuten gemeinsames Aufräumen sind besser als stundenlange „Ich räum gleich auf“-Diskussionen.
  5. Abendcheckliste: Fünf Dinge, die ich jeden Abend erledige, damit der nächste Morgen entspannter startet.

Was hilft bei chronischem Zeitmangel?

Ganz ehrlich? Bei dauerhaftem Zeitmangel hilft eigentlich nur eins: Weniger machen! Klingt banal, ist aber die Wahrheit.

Der Unterschied zwischen einer gestressten und einer entspannten Mutter liegt nicht darin, wie viel sie schafft, sondern wie viel sie sich vornimmt.

Und vor allem: wie realistisch ihre Erwartungen sind.

Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass ich nicht alles schaffen kann. Dass manche Tage einfach nur ums Überleben gehen. Dass der perfekt organisierte Alltag eine Illusion ist, der wir alle hinterherjagen.

Stattdessen versuche ich:

  • Die Erwartungen herunterzuschrauben
  • Mich auf das zu konzentrieren, was WIRKLICH wichtig ist
  • Kleine Erfolge zu feiern
  • Mir selbst zu vergeben, wenn nicht alles perfekt läuft

Und weißt du was? Seitdem bin ich nicht nur eine entspanntere Mutter, sondern auch eine glücklichere.

Ich wünsche dir viele entspannte Momente in deinem Mama-Alltag!

Bücher:

Apps:

  • Trello für Familienorganisation
  • Cozi – Familienkalender
  • Tody – für Haushaltsaufgaben
Liebevoll Grenzen setzen: Der Balanceakt im Familienalltag

Liebevoll Grenzen setzen: Der Balanceakt im Familienalltag

kennst du das Gefühl? Dein Kind testet seine Grenzen aus, und du schwankst zwischen dem Wunsch, liebevoll zu bleiben, und der Notwendigkeit, klare Regeln aufzustellen. In diesen Momenten fühlst du dich vielleicht hin- und hergerissen, unsicher oder sogar schuldig. Doch eines vorweg: Grenzen zu setzen ist kein Gegensatz zur Liebe – im Gegenteil, es ist ein wesentlicher Teil davon.

Warum Grenzen so wichtig sind

Kinder brauchen Grenzen wie Pflanzen einen Stab, an dem sie sich orientieren und hochwachsen können. Sie geben Sicherheit und Struktur in einer Welt, die für kleine Menschen oft überwältigend sein kann. Ohne klare Grenzen fühlen sich Kinder paradoxerweise weniger frei, sondern eher verloren und unsicher.

Grenzen helfen Kindern:

  • Die Welt zu verstehen und sich darin zurechtzufinden
  • Soziale Fähigkeiten zu entwickeln
  • Selbstkontrolle und Selbstregulation zu lernen
  • Ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen
  • Sich sicher und geliebt zu fühlen

Der Unterschied zwischen autoritärem und liebevollem Grenzensetzen

Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen starren, autoritären Regeln und liebevollen, respektvollen Grenzen. Bei liebevollem Grenzensetzen geht es nicht um Macht oder Kontrolle, sondern um Fürsorge, Respekt und Führung.

Autoritäres Grenzensetzen sagt: „Mach es, weil ich es sage.“ Liebevolles Grenzensetzen sagt: „Ich setze diese Grenze, weil ich dich liebe und für deine Sicherheit und dein Wohlbefinden sorge.“

Praktische Tipps für liebevolles Grenzensetzen

1. Sei klar und konsequent

Kinder brauchen Klarheit. Verwende einfache, direkte Sprache und erkläre den Grund für eine Grenze auf kindgerechte Weise. Sei dann konsequent – wechselnde Grenzen verwirren und führen zu mehr Machtkämpfen.

Beispiel: „Wir fassen den heißen Ofen nicht an, weil er uns wehtun kann. Ich passe auf dich auf und möchte nicht, dass du dich verletzt.“

2. Respektiere die Gefühle deines Kindes

Wenn du Grenzen setzt, wird dein Kind manchmal wütend, traurig oder frustriert sein. Diese Gefühle sind normal und wichtig. Anstatt sie zu unterdrücken, bestätige sie:

Beispiel: „Ich sehe, dass du wütend bist, weil wir jetzt nach Hause gehen müssen. Es ist in Ordnung, enttäuscht zu sein. Ich bin trotzdem für dich da.“

3. Biete Alternativen an

Anstatt nur „Nein“ zu sagen, biete Alternativen an. Das hilft Kindern, konstruktive Lösungen zu finden und gibt ihnen ein Gefühl von Autonomie innerhalb sicherer Grenzen.

Beispiel: „Du kannst nicht auf dem Sofa springen, aber du kannst draußen auf dem Trampolin springen oder wir können ein Kissen auf den Boden legen und darauf hüpfen.“

4. Achte auf deine eigenen Grenzen

Als Mütter vergessen wir oft, dass auch wir Grenzen haben und diese respektiert werden sollten. Wenn wir unsere eigenen Grenzen wahren, zeigen wir unseren Kindern, wie wichtig Selbstfürsorge ist.

Beispiel: „Mama braucht jetzt 10 Minuten Pause. Danach lese ich dir gerne eine Geschichte vor.“

5. Verbinde dich vor der Korrektur

Bevor du korrigierend eingreifst, stelle eine Verbindung her. Ein kurzer Moment der Nähe – eine Berührung, Augenkontakt oder ein sanftes Wort – kann Wunder wirken.

Beispiel: Geh auf Augenhöhe, berühre sanft die Schulter deines Kindes und sage dann: „Ich sehe, dass du gerade wütend bist und deinen Bruder geschlagen hast. In unserer Familie verletzen wir uns nicht gegenseitig. Lass uns gemeinsam überlegen, wie du deinem Bruder zeigen kannst, dass du verärgert bist, ohne ihn zu verletzen.“

Wenn es schwierig wird: Umgang mit herausfordernden Situationen

Manchmal scheinen alle Strategien zu versagen, und wir fühlen uns hilflos oder frustriert. In diesen Momenten:

  1. Mache eine kurze Pause, wenn möglich. Tiefes Durchatmen kann Wunder wirken.
  2. Erinnere dich an deine langfristigen Ziele für dein Kind – nicht nur an den aktuellen Konflikt.
  3. Sei gnädig mit dir selbst. Perfekte Eltern gibt es nicht, und Fehler gehören dazu.
  4. Beginne neu, wenn nötig. „Lass uns nochmal von vorne anfangen“ ist ein kraftvoller Satz.

Die Kraft der Entschuldigung

Wenn du als Elternteil die Grenzen überschreitest – zum Beispiel durch lautes Schreien oder unfaire Worte – entschuldige dich. Dies zeigt deinem Kind, dass Fehler zum Menschsein gehören und wir die Verantwortung für unser Handeln übernehmen können.

Eine aufrichtige Entschuldigung kann ein wundervoller Lernmoment sein: „Es tut mir leid, dass ich so laut geworden bin. Ich war frustriert, aber es war nicht in Ordnung, dich anzuschreien. Ich arbeite daran, besser mit meinen Gefühlen umzugehen.“

Ein kontinuierlicher Lernprozess

Liebevolles Grenzensetzen ist keine einmalige Sache, sondern ein kontinuierlicher Prozess des Wachsens – für dich und dein Kind. Mit jedem Alter kommen neue Herausforderungen und neue Grenzen. Was heute funktioniert, muss morgen angepasst werden.

Das Schöne daran: Mit jedem liebevollen „Nein“, mit jeder respektvollen Grenze wächst nicht nur dein Kind in seiner Fähigkeit zur Selbstregulation, sondern auch eure Beziehung wird tiefer und vertrauensvoller.

Buchempfehlungen zum Thema „Grenzen setzen“

Hier sind einige wertvolle Buchempfehlungen zum Thema „Grenzen setzen“ in der Erziehung:

  1. „Grenzen, Nähe, Respekt“ von Jesper Juul – Ein Klassiker des dänischen Familientherapeuten, der liebevolle Autorität und gleichwürdige Beziehungen zwischen Eltern und Kindern thematisiert.
  2. „Das gewünschteste Wunschkind“ von Danielle Graf und Katja Seide – Bietet praktische Ansätze für bedürfnisorientierte Erziehung mit klaren Grenzen.
  3. „Kinder brauchen Grenzen“ von Jan-Uwe Rogge – Pragmatische Tipps für den Alltag mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen.
  4. „Erziehen ohne Schimpfen“ von Nicola Schmidt – Zeigt Wege auf, wie Grenzen ohne Machtkämpfe und negative Kommunikation gesetzt werden können.
  5. „Starke Kinder – liebevolle Führung“ von Nora Imlau – Verbindet Bindungsorientierung mit notwendigen Grenzen.
  6. „Mit Kindern wachsen“ von Naomi Aldort – Fokussiert auf respektvolle Kommunikation und Grenzsetzung ohne Machtkämpfe.
  7. „Die Kunst des Erziehens“ von Alfie Kohn – Hinterfragt traditionelle Belohnungs- und Strafsysteme und bietet alternative Ansätze.
  8. „Wie Kinder heute wachsen“ von Herbert Renz-Polster – Betrachtet Grenzen aus entwicklungsbiologischer Perspektive.

Diese Bücher bieten unterschiedliche Perspektiven und Ansätze, von denen du je nach deinem persönlichen Erziehungsstil und den Bedürfnissen deiner Familie auswählen kannst.

Zum Mitnehmen

  • Grenzen sind ein Ausdruck von Liebe und Fürsorge
  • Klare, konsequente und altersgerechte Grenzen geben Kindern Sicherheit
  • Respektiere die Gefühle deines Kindes, auch wenn du nicht allen Wünschen nachgibst
  • Pflege deine eigenen Grenzen als wichtiges Vorbild
  • Sei gnädig mit dir selbst – Grenzensetzen ist eine Kunst, die Zeit braucht

Hör auch sehr gerne in den Podcast von Kathy Weber rein, in dem es um gewaltfreie Kommunikation geht – da ist das Grenzen Thema auch ein sehr großes Thema!

Was sind deine Erfahrungen mit dem Setzen von Grenzen? Teile deine Geschichten und Fragen gerne in den Kommentaren!