Eigentlich hatte ich gehofft, keinen Beitrag mehr über das Corona Virus schreiben zu müssen. Nach meinem Blogpost im März 2020 griff die BILD Zeitung mein Thema auf und widmete uns Corona Eltern sogar einen Aufmacher auf der ersten Seite. Geholfen hat das damals wenig. Nun stehen wir am Beginn eines neuerlichen Lockdowns und ich komme nicht umhin mich zu fragen: Wie sollen wir Eltern das wieder aushalten? Wie geht man mit der permanenten Angst vor Schul- und Kitaschließungen um? Was passiert, wenn die Kinder erneut Zuhause bleiben müssen?

Dabei sind es wahrlich nicht die vier Wochen Verzicht auf einen Restaurantbesuch mit Freunden, die mir Sorge bereiten. Es geht nicht um meinen persönlichen Komfort der durch mangelnde Kinobesuche, ausfallende Kaffeekränzchen oder das fehlende gesellige Glas Wein am Abend beeinträchtigt wird. Um diese Dinge tut es mir leid, allerdings in erster Linie für die Betreiber und Angestellten der entsprechenden Einrichtungen. Ich freue mich darauf, wenn all das wieder möglich sein wird, aber wirklich beeinträchtigen tut es mein Leben nicht.

Was wird, wenn…

Was mir hingegen eine tonnenschwere Last auf den Schultern bereitet ist die Furcht vor dem was kommt. Dabei bin ich wahrlich kein ängstlicher oder pessimistischer Mensch, ganz im Gegenteil. Doch ich merke, dass die drei Monate Lockdown im Frühling des Jahres bei mir Spuren hinterlassen haben. 12 Wochen mit einem Sechstklässler, der auf den Übergang zur Oberschule vorbereitet werden musste. 12 Wochen mit einer Neuntklässlerin, die wenig Enthusiasmus für die Lerninhalte ihres Gymnasiums zeigte. 12 Wochen mit Zwillingen im Kita-Alter, die mit ihrer Energie zwei Tausend Watt Birnen hätten beleuchten können. Und mittendrin ich, die im Auge des Orkans versucht hat zu schreiben, Mama&Co am Laufen zu halten und über der gesamten Situation nicht ganz den Verstand zu verlieren.
Das ist mir im Frühjahr gelungen, und ich glaube auch ganz gut. Aber jetzt, rund fünf Monate später, merke ich, wie dünn meine Nerven eigentlich noch sind und wie wenig Puffer ich für neuerliche Herausforderungen habe. Und das ist es, was mir so zusetzt: Die Angst davor, dass Kitas und Schulen wieder geschlossen werden. Die Sorge um die Bildung meiner großen Kinder, die definitiv in den Wochen des ersten Lockdowns gelitten hat. Die Befürchtung, wieder in die enttäuschten Augen meiner beiden Kleinen zu schauen, wenn erneut all das entfällt, worauf sie sich schon gefreut hatten.

Lockdown light – und dann?

Klar, diese Gefahr ist auch nach diesem „Lockdown Light“ im Dezember nicht gebannt. Sie wird uns so lange begleiten, bis wir effiziente Mittel und Wege gefunden haben, um mit dem Corona Virus zu leben. Doch der neuerliche Lockdown macht mir ganz deutlich bewusst, wie dünn das Eis ist auf dem wir uns bewegen. Wie dicht am Abgrund wir als Eltern tanzen, immer mit einem hängenden Damokles-Schwert über unseren Köpfen. Das kostet Kraft und wir alle hatten in den letzten Monaten wenig Möglichkeiten, unsere Akkus aufzuladen. Wir verwalten den Mangel und nicht selten geht das an unsere persönliche Substanz.

Survival Kit für Eltern

Damit wir Eltern auch die kommenden Wochen in der dunklen Jahreszeit gut überstehen, habe ich einen kleinen Survival Kit erstellt. Kleine Dinge, die uns stärken und uns guttun. Die uns Kraft geben und über düstere Tage hinweghelfen.

 

  1. Perfektionismus raus, Entspannung rein

Viel zu oft sind wir Mamas streng mit uns selbst. Das Essen muss frisch gekocht sein, die Wohnung blitzblank, die Handyzeit reglementiert und das Fernsehen auf ein Minimum beschränkt. Alles Ansprüche, die ich unter normalen Umständen gut nachvollziehen kann. Nur leider haben wir momentan keine normalen Umstände.
Von daher sollten wir uns und unserer Familie eine kleine Auszeit vom Perfektionismus gönnen. Die Küche steht voller schmutziger Teller? Die stehen später auch noch da. Das Essen kommt aus Frischebeuteln im Tiefkühler? Da sind auch Vitamine drin. Die Handyzeit war schon vor 20 Minuten vorbei? Heute gibt’s eine neue Zeit. Und der Fernseher wird auch mal am Nachmittag eingeschaltet. Nämlich dann, wenn sich alle mit einer Tüte Popcorn davorsetzen und die Zeit bei einem Familienfilm gemeinsam genießen.

 

  1. Schlafenszeit – Schummeln erlaubt!

Gerade bei kleinen Kindern kehrt doch erst Ruhe ein, wenn die Kids im Bett sind. Die Logik meiner Zwillinge ist folgende: Geschlafen wird, wenn es dunkel ist. Ob das im Sommer 22h bedeutet oder im Winter 19h ist ihnen ziemlich egal. Ihr Biorhythmus gibt ihnen den Takt ihrer Müdigkeit nach einem aufregenden (Kita-)tag vor. Warum sollte Mama sich das nicht mal zunutze machen?
An Tagen, die mich wirklich geschafft haben, bringe ich meine Mädels daher bereits eine halbe bis dreiviertel Stunde früher ins Bett, als das normalerweise der Fall ist. Das Ritual mit Zähneputzen, Vorlesen und Kuscheln bleibt natürlich erhalten. Für die Kinder ändert sich also nichts, für mich allerdings schon. Mir bietet die gewonnene Zeit die Möglichkeit zum Entspannen und Kraft tanken für den nächsten Tag. Eine kleine Schummelei, die Kindern mehr Schlaf und Eltern mehr Ruhe bietet. Win – Win, würde ich sagen ?

 

  1. Gönn dir!

Wie pflegt mein Sohn so schön zu sagen? Es sind Gönnjamin Wochen! Recht hat er, denn gerade jetzt sollten wir uns mal etwas leisten, wozu wir sonst immer zu geizig sind. Eine schöne Gesichtscreme vielleicht, eine besondere Schokolade oder ein guter Wein für einen entspannten Abend mit dem Partner. In dieser Zeit lohnt es sich, mal ein paar Euro für sich selber draufzulegen.
Dabei geht es nicht um blinden Konsum, denn der wird kein Gefühl der Sorge oder Verunsicherung nehmen. Vielmehr geht es darum, sich nicht selber kurz zu halten und immer als Letzte hintenan zu stellen. Gesichtscreme, ach ja, da geht ja auch die preiswerte. Na klar geht die, aber freuen tuen wir uns mehr an der schönen teureren. Und dafür ist der tägliche Aufpreis dann eben doch gering. Gerade wir als Mütter sparen viel zu oft an uns selbst. Jetzt nicht. Jetzt achten wir auf unsere Bedürfnisse und spendieren uns selber mal etwas Schönes, das uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

 

  1. Nicht quieken, du Schweinehund!

Einen großen Schritt und rüber da: Den inneren Schweinehund müssen wir ein Stück weit überwinden, wenn wir geistig und körperlich gesund durch diesen Corona Winter kommen wollen. Sport tut unserem gesamten Organismus gut und dazu kommt noch das Hochgefühl, wenn wir uns wirklich dazu überwunden haben. Eine kleine Jogging-Runde oder ein Spaziergang durch die Landschaft tanken unsere Akkus auf und sorgen für etwas Abstand von Zuhause.
Das ist besonders dann wichtig, wenn im trauten Heim mal wieder alles drunter und drüber geht und ihr euch im Zentrum des familiären Orkans wiederfindet. Da heißt es Abstand gewinnen, um die Dinge danach wieder mit einem kühlen Kopf zu betrachten. Und bestimmt kennt ihr alle dieses wunderbare Gefühl, wenn man nach der Outdoor-Auszeit denkt Mensch, so schwer war das ja gar nicht. Das hat mir richtig gutgetan! Also hoch den Popo und raus mit euch. Eurem inneren Schweinehund könnt ihr ja danach mit eurem Popcorn vor dem Familienfilm wieder gehorchen ?

 

  1. Das soziale Ich erhalten

Social Distancing, Quarantäne, Besuchsverbote: Corona verlangt uns Menschen als sozialen Wesen so einiges ab. Der Kummer darüber, den Angehörigen im Altersheim nicht besuchen zu dürfen oder seinen vertrauten Freundeskreis vorerst nicht mit mehreren Personen treffen zu können drückt vielen auf die Stimmung. Kein Wunder, denn gerade, wenn die Belastung innerhalb der Familie hoch ist, fehlt hier vielen der soziale Ausgleich. Dennoch sollten wir darauf achten, unsere sozialen Kontakte nicht verebben zu lassen. Weder für uns selbst, noch für unsere Lieben.
Für den einen mögen sich die sozialen Medien zum Aufrechterhalten der Kontakte eignen. Über privat eingestellte Nutzerkonten kann man so sein Leben mit denen teilen, die einem persönlich bekannt, lieb und teuer sind. Alternativ eignen sich WhatsApp, Facetime und ähnliche Dienste zur unkomplizierten und schnellen Kontaktaufnahme. Darüber hinaus sollte man das gute alte Festnetz nicht vergessen. Gerade ältere Freunde oder Angehörige freuen sich darüber, auf diesem Wege mit netten Worten bedacht zu werden. Und wie heißt es so schön: Freude ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.

 

 

Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr gesund bleibt und die kommenden Wochen trotz Corona gut übersteht. Gerne könnt ihr mir eure eigenen Survival Tipps in den Kommentaren mitteilen, dann kann ich meine Liste immer wieder ergänzen.

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