Was macht eine gute Mutter aus? – Gegen Perfektionismus und für deinen eigenen Weg

Was macht eine gute Mutter aus? – Gegen Perfektionismus und für deinen eigenen Weg

Müdigkeit macht alles schlimmer. Die Geduld. Die Nerven. Die Fähigkeit, liebevoll zu reagieren, wenn dein Kind zum 47. Mal „Warum?“ fragt, während du versuchst, das Abendessen zu retten, das gerade anbrennt.

Als meine Tochter zwei war und mein Sohn gerade geboren, stand ich um 3 Uhr morgens in der Küche, beide Kinder weinten, und ich dachte: „Ich bin die schlechteste Mutter der Welt.“ Kennst du das? Diesen Moment, in dem du dich fragst, ob andere Mütter das alles besser hinbekommen und warum du schon wieder an deine Grenzen stößt?

Die Wahrheit? Jede Mutter kennt diese Momente. Jede. Auch die, die auf Instagram perfekt aussehen.

Der Mythos der „guten Mutter“ – Warum Perfektionismus uns krank macht

Egal, ob auf Social Media, in Erziehungsratgebern oder in gut gemeinten Ratschlägen aus der Familie – überall gibt es ein klares Bild davon, was eine „gute Mutter“ angeblich ausmacht. Sie ist liebevoll, geduldig, organisiert, kocht gesund, verbringt wertvolle Quality-Time mit ihren Kindern und sieht nebenbei noch entspannt aus. Doch mal ehrlich: Wer kann diesem Ideal dauerhaft gerecht werden? Und vor allem – ist das überhaupt erstrebenswert?

Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Es ist nicht nur unerreichbar, es macht auch krank. Fast sechs Jahre lang habe ich keine einzige Nacht durchgeschlafen. Sechs Jahre! In dieser Zeit habe ich mich ständig gefragt, warum ich es nicht schaffe, eine entspannte, geduldige Mutter zu sein, wie die anderen es scheinbar mühelos hinbekommen.

Der Perfektionismus, den wir uns als Mütter auferlegen, ist ein sicherer Weg in die Erschöpfung. Und weißt du was? Unsere Kinder spüren das. Sie merken, wenn wir uns verbiegen, um einem Ideal zu entsprechen, das es gar nicht gibt.

In diesem Artikel werfen wir einen kritischen Blick auf den gesellschaftlichen Druck rund um das Muttersein, hinterfragen unrealistische Erwartungen und zeigen, warum es so wichtig ist, seinen eigenen Weg zu gehen.

„Gute Mutter“ – Ein Begriff, der belastet

Was bedeutet es eigentlich, eine gute Mutter zu sein? Ist es die Mutter, die ihr Baby stillt? Die, die immer geduldig bleibt? Oder die, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellt, um für ihre Familie da zu sein? Die Wahrheit ist: Es gibt nicht die eine richtige Art, eine gute Mutter zu sein. Jede Familie ist einzigartig, jede Mutter bringt ihre eigene Persönlichkeit, Geschichte und Stärken mit.

Trotzdem setzen viele Frauen sich unter enormen Druck, allem gerecht zu werden. Perfektionismus wird oft als Tugend gesehen, dabei ist er in Wahrheit ein sicherer Weg in die Überforderung. Eine gute Mutter zu sein bedeutet nicht, perfekt zu sein – sondern präsent, authentisch und liebevoll.

Aber moment mal – warum reden wir eigentlich nur von „guten Müttern“? Hast du schon mal jemanden fragen hören: „Was macht einen guten Vater aus?“ Vermutlich seltener, oder? Väter werden meist dafür gelobt, dass sie „mithelfen“, während von Müttern erwartet wird, dass sie von Natur aus alles können und wissen.

Diese ungleichen Erwartungen sind auch ein Teil des Problems. Wir Mütter setzen uns unter enormen Druck, allem gerecht zu werden, während gleichzeitig vergessen wird, dass wir auch nur Menschen sind – mit schlechten Tagen, Zweifeln und dem Recht auf Fehler.

Die Realität des Mutterseins: Meine ehrlichen Erfahrungen

Lass mich ehrlich sein: Die ersten Jahre als Mutter waren für mich alles andere als die „schönste Zeit meines Lebens“, wie alle immer sagen. Sie waren hart. Verdammt hart.

Meine Tochter war eine katastrophale Schläferin. Im ersten Jahr hat sie mich nie länger als 45 Minuten am Stück schlafen lassen. Ich erinnere mich an Nächte, in denen ich einfach nur noch geweint habe, weil ich nicht mehr konnte. Beim zweiten Kind dachte ich: „Jetzt wird es besser.“ Wurde es nicht. Das erste Jahr war wieder katastrophal und es hat viele Jahre gedauert, bis mein Sohn durchgeschlafen hat (Spoiler: mittlerweile schlafe ich wieder fast jede Nacht 8 Stunden ununterbrochen durch – und bin ein anderer Mensch!!).

Ich habe in den ersten Jahren gefühlt 5 Milliarden verschiedene Tipps ausprobiert – alle haben nicht geholfen. Ich habe mich täglich gefragt: „Wieso bin ich so überfordert? Was mache ich bloß falsch? Warum schaffen es andere besser als ich?“

Heute weiß ich: Ich war nicht schlecht. Ich war müde, überfordert und menschlich. Und genau das war okay.

Das ist die Realität vieler Mütter: Wir kämpfen, zweifeln, sind manchmal am Ende unserer Kräfte – und das macht uns nicht zu schlechten Müttern. Es macht uns zu echten Mütter.

Gesellschaftliche Erwartungen und ihre Folgen

Wir leben in einer Zeit, in der Mutterschaft oft romantisiert wird. Während früher die große Familie half, Kinder zu betreuen, liegt heute viel mehr Verantwortung auf den Schultern einzelner Mütter. Gleichzeitig suggerieren Medien, dass wir alles unter einen Hut bekommen müssen: Job, Kinder, Haushalt, Selbstverwirklichung – und das natürlich alles mit einem Lächeln.

Diese Erwartungen führen dazu, dass viele Mütter sich ständig hinterfragen. Bin ich gut genug? Tue ich genug? Schade ich meinem Kind, wenn ich mal genervt bin? Diese ständige Selbstkritik kann zu Stress, Erschöpfung und sogar Burnout führen.

Die unsichtbare Mental Load

Ein Aspekt, der oft übersehen wird, ist die sogenannte „Mental Load“ – die unsichtbare Arbeit, die hauptsächlich Mütter tragen. Es ist nicht nur das Wäschewaschen, sondern auch daran zu denken, DASS Wäsche gewaschen werden muss. Es ist nicht nur das Einkaufen, sondern das Planen der Mahlzeiten, das Checken, was zu Hause fehlt, das Denken an Allergien und Vorlieben aller Familienmitglieder.

Diese mentale Belastung ist erschöpfend und wird viel zu selten anerkannt. Kein Wunder, dass sich viele Mütter permanent überfordert fühlen.

Der Social Media Effekt

Instagram, Facebook und Co. verstärken den Druck zusätzlich. Wir sehen perfekt inszenierte Familienmomente, aufgeräumte Kinderzimmer und entspannte Mütter beim Basteln mit ihren Kindern. Was wir nicht sehen: die Stunden der Vorbereitung für das perfekte Foto, die Wutanfälle danach, die Unordnung außerhalb des Bildausschnitts.

Diese Erwartungen führen dazu, dass viele Mütter sich ständig hinterfragen. Bin ich gut genug? Tue ich genug? Schade ich meinem Kind, wenn ich mal genervt bin? Diese ständige Selbstkritik kann zu Stress, Erschöpfung und sogar Burnout führen.

Was eine gute Mutter WIRKLICH ausmacht – jenseits der Klischees

Nach jahrelanger Erfahrung, unzähligen schlaflosen Nächten und vielen Selbstzweifeln habe ich gelernt: Eine gute Mutter ist nicht die, die alles perfekt macht. Eine gute Mutter ist die, die:

Authentisch ist

Du darfst müde sein. Du darfst schlechte Tage haben. Du darfst auch mal genervt oder überfordert sein. Authentizität ist wichtiger als Perfektion. Kinder lernen von uns, dass Gefühle normal sind – auch die schwierigen. (Und wenn du merkst, wo du Schwierigkeiten hast und Unterstützung gebrauchen könntest, mach dich auf die Suche danach – zum Beispiel in unserer Beratungsstellen-Übersicht).

Ihre Grenzen kennt und kommuniziert

„Mama braucht jetzt 5 Minuten Pause“ ist ein vollkommen legitimer Satz. Du hilfst deinem Kind, wenn du zeigst, dass auch Erwachsene Grenzen haben und es okay ist, diese zu kommunizieren. Ja, in den ersten Jahren ist das schwierig bis unmöglich. Aber bleib dran und versuch es einfach – dein Kind darf lernen, dass du nicht nonstop für alles verfügbar sein KANNST.

Fehler macht und daraus lernt

Ich habe schon unzählige Male die Geduld verloren. Ich habe schon mal das falsche Essen mitgegeben, Termine vergessen und meine Kinder angeschrien, obwohl ich es nicht wollte. Aber weißt du was? Danach habe ich mich entschuldigt, erklärt, was passiert ist, und wir haben gemeinsam eine Lösung gefunden. Gaaaaanz viel Input und Hilfestellung dazu bekommst du zum Beispiel im großartigen Podcast „Leuchtturmmütter“ von Mamas Dorf Expertin Henriette Mathieu.

Für sich selbst sorgt

Eine Mutter, die sich um sich selbst kümmert, ist ein besseres Vorbild als eine, die sich völlig verausgabt. Du kannst nicht aus einem leeren Gefäß schöpfen.

Liebe zeigt – auch unperfekt

Liebe ist nicht perfekt. Manchmal ist sie müde, manchmal gestresst, manchmal ungeduldig. Aber sie ist da. Jeden Tag aufs Neue.

Dein eigener Weg: Was Kinder wirklich brauchen

Anstatt Perfektion anzustreben, lohnt es sich, sich auf das zu konzentrieren, was Kinder wirklich brauchen:

Liebe und Sicherheit

Kinder brauchen keine perfekte Mutter – sie brauchen eine Mutter, die sie liebt und für sie da ist. Und dazu gehört auch, Fehler zu machen und sie gemeinsam zu lösen. Liebe bedeutet nicht, nie zu schimpfen oder immer geduldig zu sein. Liebe bedeutet, da zu sein, auch wenn es schwer wird.

Authentizität statt Perfektion

Es ist völlig in Ordnung, mal erschöpft, ärgerlich oder überfordert zu sein. Kinder lernen von uns, dass Gefühle dazugehören – auch die schwierigen. Wenn wir unsere Emotionen verstecken, lernen Kinder, dass bestimmte Gefühle „falsch“ sind.

Vorbild sein – auch in schwierigen Momenten

Indem du gut für dich selbst sorgst, zeigst du deinem Kind, dass Selbstfürsorge wichtig ist. Eine Mutter, die ihre eigenen Bedürfnisse ernst nimmt, ist ein gesundes Vorbild. Du zeigst deinem Kind, wie es später mit sich selbst umgehen soll.

Stabilität und Routine

Kinder brauchen keine perfekte Routine, aber sie brauchen eine gewisse Verlässlichkeit. Das kann ein festes Abendritual sein, regelmäßige Mahlzeiten oder einfach das Wissen, dass Mama da ist, wenn sie gebraucht wird.

Zeit und Aufmerksamkeit – nicht Perfektion

Quality Time bedeutet nicht, ständig bespaßt zu werden. Manchmal ist das schönste für ein Kind, einfach neben Mama zu sitzen, während sie in ein Journal schreibt.

Konkrete Tipps für den Alltag einer „unperfekten“ Mutter

Lass den Perfektionismus los – praktisch

  • Das Haus muss nicht immer aufgeräumt sein. Kinder lernen in einem „gelebten“ Zuhause genauso gut.
  • Du musst nicht jeden Geburtstag mit einer Pinterest-würdigen Party feiern. Kuchen aus dem Supermarkt und ein paar Luftballons reichen völlig.
  • Es ist okay, wenn dein Kind mal dieselben Klamotten zwei Tage trägt – solange sie nicht völlig verdreckt sind.
  • Du musst nicht jede Bastelstunde mitmachen, nicht jeden Spielplatz besuchen, nicht jedes Kinderlied auswendig können.
  • Vergessene Hausaufgaben, verlorene Socken und das falsche Pausenbrot passieren den besten Müttern.

Baue dir ein Support-System auf

Muttersein war nie als Einzelkämpferjob gedacht. Such dir Unterstützung:

  • Andere Mütter, die ehrlich über die Herausforderungen sprechen
  • Familie und Freunde, die praktisch helfen können
  • Professionelle Hilfe, wenn du sie brauchst
  • Online-Communities, wo du dich austauschen kannst

Höre auf dein Bauchgefühl

Du kennst dein Kind am besten. Nicht jeder Ratgeber passt zu eurer Familie. Nicht jeder gut gemeinte Tipp funktioniert bei euch. Das ist okay. Vertraue dir selbst.

Feiere die kleinen Erfolge

  • Alle haben heute etwas gegessen? Erfolg!
  • Niemand ist heute gestorben? Erfolg!
  • Du hast trotz Erschöpfung dein Kind getröstet? Erfolg!
  • Ihr hattet einen schönen Moment zusammen? Erfolg!

Die verschiedenen Phasen des Mutterseins verstehen

Die Babyzeit: Überleben steht im Vordergrund

In den ersten Monaten geht es primär ums Überleben – deins und das deines Babys. Vergiss alle Erwartungen an Produktivität, Ordnung oder große Unternehmungen. Du machst einen Job, der 24/7 läuft. Das ist genug.

Tipps für die Babyzeit:

  • Nimm jede Hilfe an, die angeboten wird
  • Sage alles ab, was nicht überlebensnotwendig ist (oder prüfe zumindest vorher kritisch, ob dir das wirklich gerade gut tut)
  • Senke deine Erwartungen. Noch weiter. Noch weiter!

Die Kleinkindzeit: Chaos management

Kleinkinder sind wunderbar und furchtbar gleichzeitig. Sie testen Grenzen, haben täglich 47 Wutanfälle und stellen deine Geduld auf eine harte Probe. Du bist nicht allein, wenn du denkst: „Das kann doch nicht normal sein.“

Ein fantastischer Instagram-Kanal dazu ist der von Dominik von „Good Enough Parents“ – er sammelt dort z.B. die kuriosen Gründe, aus denen Kleinkinder Wutanfälle hatten… https://www.instagram.com/goodenoughparents_derfilm/?hl=de

Es ist normal. Und es geht vorbei.

Die Schulzeit: Neue Herausforderungen

Mit der Schule kommen neue Erwartungen – an dich und dein Kind. Plötzlich geht es um Leistung, Vergleiche mit anderen Kindern und die Frage: „Fördere ich mein Kind genug?“

Entspann dich. Die meisten Kinder finden ihren Weg, auch wenn er nicht perfekt ist.

Wie du mit dem schlechten Gewissen umgehst

Das schlechte Gewissen kennst fast jede Mutter. Du fühlst dich schuldig, wenn du arbeitest (verbringst zu wenig Zeit mit den Kindern), und schuldig, wenn du zu Hause bist (tust nichts für deine Karriere). Du fühlst dich schuldig, wenn du dir Zeit für dich nimmst, und schuldig, wenn du es nicht tust.

Strategien gegen das schlechte Gewissen:

Hinterfrage deine Gedanken:

  • Würde ich das auch zu meiner besten Freundin sagen?
  • Ist das ein realistischer Standard?
  • Hilft mir dieser Gedanke oder macht er alles schwerer?

Fokussiere dich auf das Positive:

  • Was läuft gut in unserem Familienleben?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Was mache ich richtig?

Erinnere dich: Du bist genug:

  • Du liebst dein Kind – das ist das Wichtigste
  • Du tust dein Bestes mit den Ressourcen, die du hast
  • Perfekte Mütter gibt es nur in Filmen

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch – sie ist notwendig

„Ich kann doch nicht…“ – Stop! Doch, du kannst. Du MUSST sogar.

Selbstfürsorge ist kein Luxus, den sich nur privilegierte Mütter leisten können. Es ist eine Notwendigkeit. Du kannst nicht dauerhaft für andere da sein, wenn du dich selbst vernachlässigst.

Praktische Selbstfürsorge für müde Mütter:

Micro-Momente der Selbstfürsorge:

  • 5 Minuten bewusst Tee trinken
  • Eine Minute tief durchatmen
  • Deine Lieblingsserie schauen, während die Kinder schlafen
  • Ein heißes Bad, wenn die Kinder im Bett sind

Größere Selbstfürsorge-Aktionen:

  • Regelmäßige Dates mit dir selbst
  • Sport oder Bewegung, die dir Spaß macht
  • Hobbys, die nichts mit den Kindern zu tun haben
  • Professionelle Hilfe holen, wenn du sie brauchst

Grenzen setzen:

  • „Nein“ sagen zu Verpflichtungen, die dich überfordern
  • Um Hilfe bitten, ohne schlechtes Gewissen
  • Deine Bedürfnisse kommunizieren

Weitere Selbstfürsorge-Tipps findest du in diesem Blogartikel.

Mythen über gute Mütter – aufgeräumt

Mythos 1: „Eine gute Mutter ist immer geduldig“

Realität: Auch gute Mütter verlieren manchmal die Geduld. Das macht sie menschlich, nicht schlecht.

Mythos 2: „Eine gute Mutter stellt ihre Kinder immer an erste Stelle“

Realität: Eine gute Mutter sorgt auch für sich selbst, damit sie für ihre Kinder da sein kann.

Mythos 3: „Eine gute Mutter genießt jeden Moment mit ihren Kindern“

Realität: Muttersein ist nicht nur Freude. Es ist okay, manche Phasen nur zu überstehen.

Mythos 4: „Eine gute Mutter kann alles alleine schaffen“

Realität: Menschen sind nicht dafür gemacht, Kinder alleine großzuziehen. Hilfe zu brauchen ist normal.

Mythos 5: „Eine gute Mutter hat alles im Griff“

Realität: Das Leben mit Kindern ist chaotisch. Perfektion ist eine Illusion.

Wenn es wirklich schwer wird: Hilfe holen ist ein Zeichen von Stärke

Manchmal reicht es nicht, einfach den Perfektionismus loszulassen. Manchmal brauchst du professionelle Hilfe. Und das ist völlig okay.

Wann solltest du dir Hilfe holen?

  • Wenn du dich dauerhaft überfordert fühlst
  • Wenn du Angst vor deinen eigenen Reaktionen hast
  • Wenn du dich isoliert und allein fühlst
  • Wenn du das Gefühl hast, dein Kind nicht mehr zu erreichen
  • Wenn deine körperliche oder psychische Gesundheit leidet

Hilfe zu holen macht dich nicht zu einer schlechten Mutter. Es macht dich zu einer Mutter, die das Beste für ihre Familie möchte. Erste Anlaufstellen findest du auf der Beratungsstellenseite.

Buchtipps zum Thema „gute Mutter“ – für deinen eigenen Weg!

Bindung ohne Burnout

Nora Imlau zeigt, wie Eltern eine sichere Bindung zu ihren Kindern aufbauen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren oder auszubrennen.

Mutter. Sein.
In diesem Buch identifiziert Susanne Mierau vier große Konfliktzonen, die Müttern das Leben erschweren, und bietet Unterstützung, um den eigenen, erfüllenden Weg als Mutter zu finden.

Du musst nicht perfekt sein, Mama!
Die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm setzt sich mit dem Optimierungsdruck auseinander, dem viele Mütter ausgesetzt sind, und zeigt Wege auf, wie man zwischen hohen Erwartungen und Selbstzweifeln seinen eigenen Weg finden kann.

Mutterseelengemeinsam
Anke Neckar plädiert in ihrem Buch dafür, mit dem perfektionistischen Frauenbild als Mutter aufzuräumen, und teilt ehrliche Erfahrungen über die Herausforderungen des Mutterseins.

Chillig mit Baby
Julia Knörnschild, bekannt aus dem Podcast „Mama Lauda“, verrät auf humorvolle und ehrliche Weise, wie man entspannt durch Schwangerschaft, Geburt und die ersten Monate mit Kind kommt.

Diese Bücher bieten vielfältige Perspektiven auf das Muttersein und ermutigen dazu, den eigenen Weg jenseits von Perfektionismus zu finden.

Fazit: Eine gute Mutter ist keine perfekte Mutter

Der Begriff „gute Mutter“ sollte nicht mit Perfektion gleichgesetzt werden. Es geht nicht darum, allen Erwartungen zu entsprechen, sondern darum, eine Beziehung zu deinem Kind aufzubauen, die von Liebe, Respekt und echtem Leben geprägt ist. Dein Kind braucht keine perfekte Mutter – es braucht dich.

Eine gute Mutter ist eine, die liebt, die da ist, die sich Mühe gibt – und die auch mal scheitert. Eine gute Mutter ist eine, die ihre Kinder nicht trotz ihrer Schwächen liebt, sondern mit ihnen.

Du bist nicht perfekt. Ich bin nicht perfekt. Und weißt du was? Das ist nicht nur okay – das ist menschlich.

Also: Lass Perfektion los, nimm dich selbst an und geh deinen eigenen Weg. Du bist genau die Mutter, die dein Kind braucht. Nicht die perfekte Version von dir, die es nie geben wird, sondern du – mit all deinen Ecken und Kanten, deiner Müdigkeit und deiner Liebe.

Das macht dich zu einer guten Mutter. Punkt.


Wenn dir dieser Artikel geholfen hat, teile ihn gerne mit anderen Müttern, die vielleicht gerade zweifeln. Wir sind alle in diesem verrückten, wunderbaren, chaotischen Abenteuer namens Muttersein zusammen.

10 Anzeichen, dass du in einem Burnout steckst (als Mutter)

10 Anzeichen, dass du in einem Burnout steckst (als Mutter)

Muttersein kann wunderschön sein – aber oft auch einfach verdammt anstrengend. Zwischen Schlafmangel, nie endenden To-Do-Listen und dem ewigen Balanceakt zwischen Kind, Haushalt und vielleicht sogar Job kann es passieren, dass du dich irgendwann komplett erschöpft fühlst. Aber ist das nur normale Müdigkeit – oder steckt mehr dahinter?


Was ist Burnout überhaupt?

Burnout ist ein Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und mentaler Erschöpfung, der meist durch chronischen Stress entsteht. Während Burnout früher vor allem mit beruflicher Überlastung assoziiert wurde, ist mittlerweile klar: Auch Mütter sind besonders gefährdet. Mental Load, gesellschaftlicher Druck und die ständige Verfügbarkeit können auf Dauer zermürben.

Burnout vs. normale Erschöpfung – Wo ist die Grenze?

Jede Mutter ist mal müde. Aber wenn Erschöpfung zum Dauerzustand wird und du das Gefühl hast, nur noch zu „funktionieren“, solltest du aufmerksam werden. Burnout ist mehr als nur Müdigkeit – es geht mit emotionaler Distanz, reduzierter Leistungsfähigkeit und oft auch körperlichen Beschwerden einher.

Die folgenden 10 Anzeichen sind deutliche Indizien dafür, dass du im Burnout steckst und nicht mehr „einfach nur“ sehr erschöpft bist:

1. Dauerhafte Erschöpfung – selbst nach dem Schlafen

Du hast eine Nacht halbwegs durchgeschlafen (Glückwunsch!), aber fühlst dich trotzdem wie vom LKW überrollt? Wenn keine Menge Kaffee der Welt hilft und du dich dauerhaft ausgelaugt fühlst, könnte das ein Zeichen für Burnout sein.

Warum? Chronischer Stress hält deinen Körper in Alarmbereitschaft und verhindert echte Erholung. Cortisol (das Stresshormon) bleibt hoch – selbst im Schlaf.

2. Reizbarkeit & kurze Zündschnur

Plötzlich bringt dich das laute Kauen deines Kindes oder der hundertste Ruf nach „Mamaaaa!“ innerhalb einer Stunde zur Weißglut? Wenn du merkst, dass du schneller genervt bist als sonst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass deine Reserven aufgebraucht sind.

Warum? Dein Nervensystem ist überlastet, und dein Körper reagiert auf Reize stärker als sonst. Das kann zu unerwarteten Wutausbrüchen oder ständiger Gereiztheit führen.

3. Das Gefühl, nur noch zu funktionieren

Du erledigst alles, was ansteht, aber es fühlt sich an, als wärst du innerlich gar nicht mehr richtig da? Dieses Gefühl der emotionalen Distanz ist ein klassisches Burnout-Symptom.

Warum? Dein Gehirn geht in den „Autopilot“-Modus, um Energie zu sparen, wenn es überlastet ist.

4. Permanente Schuldgefühle

Du fühlst dich schlecht, weil du nicht geduldiger bist, weil du nicht genug bastelst, nicht genug Zeit hast – oder weil du dir wünschst, einfach mal einen Tag allein zu sein? Ständige Schuldgefühle sind ein Warnsignal, dass deine Belastungsgrenze erreicht ist.

5. Schlafprobleme trotz Erschöpfung

Du bist supermüde – und wenn du endlich ins Bett kommst, kann dein Kopf trotzdem nicht abschalten? Gedankenkarusselle, Schlafstörungen oder dauerhaft unruhiger Schlaf sind häufige Begleiter eines Burnouts.

6. Dauerhafte körperliche Beschwerden

Kopfschmerzen, Rückenweh, Magenprobleme – und das alles ohne erkennbaren Grund? Dein Körper sagt dir vielleicht, dass er nicht mehr kann.

Warum? Stress setzt das Immunsystem unter Druck und kann langfristig körperliche Symptome verursachen.

7. Interessenlosigkeit & keine Freude mehr an Dingen, die du mal geliebt hast

Früher hast du gern gelesen, Musik gehört oder dich mit Freundinnen getroffen – und jetzt fehlt dir einfach jegliche Lust dazu? Das kann ein Hinweis darauf sein, dass deine mentale Energie erschöpft ist.

8. Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen

Was soll es heute zu essen geben? Solltest du mit den Kindern rausgehen oder nicht? Selbst kleine Entscheidungen fühlen sich an wie riesige Hürden? Ein weiteres Anzeichen, dass deine mentale Kapazität am Limit ist.

9. Ständiges Kranksein

Ein Infekt jagt den nächsten? Dein Immunsystem ist eng mit deiner psychischen Gesundheit verbunden. Wenn du oft krank bist, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass dein Körper sich gegen die Dauerbelastung wehrt.

10. Das Gefühl, nicht genug zu sein

Du denkst, alle anderen bekommen es besser hin? Dass du eine schlechte Mutter bist? Wenn du dich dauerhaft minderwertig fühlst, dann solltest du das ernst nehmen – denn das bist du nicht! Aber du könntest dringend eine Pause brauchen.


Was passiert im Körper bei einem Burnout?

Burnout ist nicht nur „Kopfsache“. Dein Körper ist permanent im Stressmodus, und das hat Konsequenzen:

  • Erhöhter Cortisol-Spiegel → Dauerstress für den Körper
  • Geschwächtes Immunsystem → höhere Krankheitsanfälligkeit
  • Erhöhte Entzündungswerte → körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen
  • Nervensystem im Alarmzustand → ständige Anspannung und Schlafprobleme

Was du jetzt tun kannst, wenn du im Burnout steckst:

Wenn du dich in mehreren Punkten wiedererkennst, solltest du nicht warten, bis es schlimmer wird. Sprich mit jemandem – einer Freundin, deinem Partner und am besten auch einer Fachperson. Nimm dir bewusst Pausen, auch wenn sie noch so klein sind. Und vor allem: Sei nicht so streng mit dir selbst. Du bist eine gute Mutter – auch wenn du nicht perfekt bist. Denn niemand ist das.

Reduziere deine To-Do-Liste – Perfektion ist nicht nötig!
Nimm dir bewusst Pausen – auch wenn es nur 5 Minuten mit einer Tasse Tee sind. Die Ausrede, dass das nicht möglich ist, ist dabei super gefährlich … denn wenn du weiterhin über deine Grenzen hinweggehst, ist die Gefahr sehr groß, dass irgendwann gar nichts mehr geht!
Sei nicht so streng mit dir selbst! Du machst es bestmöglich, auch wenn dir das nicht so vorkommt!

FAQ – Häufige Fragen zum Mama-Burnout

Wie erkenne ich, ob ich wirklich ein Burnout habe?
Wenn du mehrere dieser Symptome über Wochen oder Monate hinweg hast und dich dauerhaft erschöpft fühlst, solltest du professionelle Hilfe in Betracht ziehen.

Kann Burnout von alleine verschwinden?
Ohne Veränderungen bleibt der Burnout meist bestehen oder wird schlimmer. Aktive Erholung und gegebenenfalls Unterstützung sind wichtig.

Hol dir unbedingt Unterstützung

Brauchst du Unterstützung? Bei Mamas Dorf findest du wertvolle Ressourcen, Kontakte und Angebote, um aus dem Burnout herauszufinden und endlich wieder mehr du selbst zu sein – ohne Dauererschöpfung. Schau direkt mal in die Beratungsstellen oder ins Coachverzeichnis, dort findest du sicher Hilfe!

Mental Load bei Müttern: Der praktische Guide für mehr Entlastung im Familienalltag

Mental Load bei Müttern: Der praktische Guide für mehr Entlastung im Familienalltag

Kennst du das? Du liegst abends erschöpft im Bett und dein Kopf arbeitet trotzdem noch auf Hochtouren: „Hat mein Kind morgen sein Sportzeug dabei? Muss ich noch Windeln bestellen? Wann war eigentlich der letzte Zahnarzttermin?“ Während dein Partner längst friedlich schlummert, planst du gedanklich schon den nächsten Tag. Willkommen in der Welt des Mental Load – dieser unsichtbaren Last, die besonders uns Mütter oft erdrückt.

Was genau ist Mental Load? Eine alltägliche Geschichte

Stell dir vor: Das Telefon klingelt. Die Kita informiert, dass dein Kind Fieber hat. In Sekundenschnelle rattert dein Kopf durch: Wer kann heute früher von der Arbeit weg? Haben wir noch Fiebersaft? Muss der wichtige Meeting-Termin verschoben werden? Wer könnte morgen einspringen, falls das Fieber nicht sinkt?

All diese gedankliche Organisationsarbeit – das ist Mental Load. Die französische Zeichnerin Emma hat dieses Phänomen in ihrem vielbeachteten Comic perfekt auf den Punkt gebracht: Wir Frauen tragen nicht nur die Verantwortung für die praktische Hausarbeit und Kindererziehung, sondern auch die gesamte gedankliche Planungsarbeit dahinter.

Wenn dir dein Alltag mit Kindern permanent zu viel wird und du dich erschöpft fühlst, dann bist du nicht allein. Ein Großteil dieser Erschöpfung stammt oft aus einer unsichtbaren Last – dem Mental Load. Dieses Phänomen beschreibt die ständige gedankliche Verantwortung für alles Organisatorische im Familienalltag.

Warum ist Mental Load so belastend?

Vielleicht erkennst du dich in einem oder mehreren dieser Punkte wieder:

1. Die nie endende To-Do-Liste

Gerade hast du die Winterkleidung für die Kinder sortiert, da stehen schon die nächsten Impftermine an. Kaum ist der Kindergeburtstag organisiert, müssen die Weihnachtsgeschenke geplant werden. Es hört einfach. nie. auf.

2. Die Unsichtbarkeit der Arbeit

„Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“ Diese Frage kennst du bestimmt. Die mentale Belastung durch ständiges Planen, Organisieren und Vorausdenken sieht man eben nicht – dabei raubt sie uns unglaublich viel Energie. Viele Partner verstehen gar nicht, worüber man sich beklagt, wovon man abends so erschöpft ist (abgesehen davon, dass es ein Vollzeitjob ist, sich um die Bedürfnisse eines oder gar mehrerer Kinder zu kümmern). Auch dir selbst kommt es vermutlich häufig am Abend so vor, als hättest du gefühlt wieder nichts geschafft, obwohl du den ganzen Tag nur gerannt bist.

3. Die permanente Alarmbereitschaft

Selbst beim entspannten Kaffeeklatsch mit Freundinnen tickt im Hinterkopf die Mental Load-Uhr: „In einer Stunde muss ich los zur Kinderärztin… vorher noch schnell Kinderzahnpasta kaufen… und war da nicht noch was mit der Kita-Anmeldung?“ Zusätzlich zu den ganzen alltäglichen Aufgaben, die sowieso anstehen, gibt es auch regelmäßig wiederkehrende Aufgaben, und sei es nur das Blumen gießen, neue Müllbeutel besorgen, wenn die alten leer sind, die Klopapier Rollen nachfüllen. Alles Kleinigkeiten, oder? Nicht der Rede wert? In der Summe ergibt sich hier aber doch ein gewaltiger Berg an Dingen, die dich einfach mental belasten, wenn du daran denken und dich darum (alleine) kümmern musst.


Mir ist bei einer Übung – dem bewussten Beobachten meiner Gedanken – aufgefallen, dass wirklich ständig Gedanken aufkommen wie „Ohhh, daran muss ich noch unbedingt denken“ oder „Das muss ich gleich noch unbedingt erledigen“. Eigentlich könnte ich beim Spielen mit meinen Kindern jede Minute das Handy in die Hand nehmen, um mir schnell noch was zu notieren, bevor ich es wieder vergesse. Und auf dem Weg in die Küche, um meiner Tochter etwas zu trinken zu holen, fallen mir die dreckigen Socken auf dem Flurboden auf, die Teller, die sich auf der Spülmaschine stapeln, und der Zettel am Kühlschrank mit dem Müllabfuhrtermin morgen – irgendjemand musste zumindest meinen Mann daran erinnern, die Mülltonnen an die Straßen zu schieben. Wege finden, um uns von dieser unsichtbaren Last zu befreien und ein erfülltes und ausgewogenes Familienleben zu führen.

Auswirkungen des Mental Load:

  1. Stress und Überlastung: Die ständige Verantwortung für die Organisation des Familienlebens kann zu chronischem Stress und Überlastung führen.
  2. Beziehungsprobleme: Wenn einer Partner einen Großteil des Mental Loads trägt, kann dies zu Spannungen und Konflikten in der Partnerschaft führen.
  3. Mentale Erschöpfung: Die fortwährende Belastung durch den Mental Load kann zu mentaler Erschöpfung führen und das Wohlbefinden beeinträchtigen.
  4. Fehlende Selbstfürsorge bis zur Selbstaufgabe: Mütter, die stark belastet sind, vernachlässigen oft ihre eigenen Bedürfnisse und nehmen sich nicht genügend Zeit für Selbstfürsorge.

Wege aus der Mental Load-Falle:

1. Bewusstmachen & Dokumentieren

In einem ersten Schritt: Bewusstmachen. Dir selbst, und natürlich auch deinem Partner. Schreibe dir z.B. eine Woche lang auf, was du alles tust, organisierst, an was du denken musst, was noch ansteht. Einfach so untereinander auf einen Zettel, dann hast du es mal schwarz auf weiß vor dir.

2. Aufgaben gerechter verteilen

In einem zweiten Schritt: Aufgabenverteilung zusammen anschauen. Was ist wirklich wirklich wirklich notwendig. Was musst du unbedingt selbst machen. Was kann dein Partner machen. Was kann ggf. eine externe Hilfe übernehmen. Dazu gehört auch: Delegieren und Priorisieren: Lerne, Aufgaben zu delegieren und Prioritäten zu setzen. Nicht alles muss perfekt sein, und es ist in Ordnung, Hilfe von anderen anzunehmen, sei es vom Partner, Familienmitgliedern oder sogar professionellen Dienstleistern.

Fragenkatalog für Paare:

  • Was ist wirklich notwendig?
  • Welche Aufgaben können delegiert werden?
  • Welche Dinge können automatisiert werden?
  • Welche To-Dos sind „nice to have“, aber nicht essenziell?

3. Akzeptieren, dass „gut genug“ reicht

In einem dritten Schritt: Loslassen (üben). Versuche, die Aufgaben, die du abgegeben hast, auch wirklich abzugeben. Auch wenn sie nicht so erledigt werden, wie du es gern hättest.

4. Effektive Organisationssysteme nutzen

Führt einen digitalen Familienkalender ein, auf den alle Zugriff haben Nutzt Apps wie Bring! für gemeinsame Einkaufslisten Richtet eine Familien-Kommandozentrale ein: Ein Whiteboard oder Bulletin Board für wichtige Termine und Notizen. Das hilft dabei, den Mental Load sichtbar zu machen und gemeinsam zu organisieren. Automatisiere wiederholende Aufgaben so weit es möglich ist, um Zeit und Energie zu sparen.

5. Selbstfürsorge priorisieren:

Nimm dir bewusst Zeit für Selbstfürsorge und Selbstpflege – ohne schlechtes Gewissen. Setze Grenzen und mach regelmäßige (wirkliche! Handyfreie!) Pausen, um sich zu entspannen und aufzutanken.

6. Partnerschaft stärken:

Arbeitet an euch als Team. Kommuniziere offen, unterstützt euch gegenseitig und teilt die Verantwortung für Hausarbeit und Kindererziehung. Das geht vielleicht nicht von heute auf morgen, aber es muss Priorität haben. Viele Männer verstehen Mental Load erst, wenn sie ihn selbst erleben. Sprich darüber, teile Artikel und Videos dazu. Nur wenn das Bewusstsein da ist, kann sich etwas ändern.

7. Unterstützung suchen:

Ob Haushaltshilfe, Babysitter oder Essenslieferdienste – nutze Hilfen, um dich zu entlasten. Zögere außerdem auch nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es durch eine Therapie, Coaching oder Unterstützung von Freunden und Familienmitgliedern.


Mental Load Test

Die Initiative Equal Care Day hat einen Mental Load Test herausgebracht, den du zusammen mit deinem Partner durchführen kannst: Zum Test als PDF.

Mental Load Aufgabenliste für gerechtere Verteilung

Es gibt eine großartige Excel-Liste, eine „Steuerboard-Liste“ gegen Mental Load. Wenn du dich bei Laura Fröhlich hier in den Newsletter einträgst, bekommst du diese umfassende Liste per Mail zugeschickt – es ist dort schon alles Mögliche voreingetragen an Augaben, die im Alltag so anfallen, wie viel Zeit sie in der Regel in Anspruch nehmen, wie häufig sie ausgeführt werden müssen. Du kannst die Aufgaben dann schön verteilen und Verantwortliche eintragen. Und vor allem: Den Mental Load erst einmal sichtbar machen!

Kleiner Auszug aus der großartigen Steuerboard-Liste:

Fazit:

Der Mental Load ist eine unsichtbare Last, die viele von uns belastet und unseren Alltag beeinflusst. Es ist wichtig, sich dieser Belastung bewusst zu werden und Schritte zu unternehmen, um sie zu reduzieren und ein ausgewogeneres Leben zu führen. Durch bewusste Kommunikation, Delegierung, Selbstfürsorge und Unterstützung können wir aus dem belastenden Kreislauf ausbrechen und mehr Freude und Leichtigkeit in unserem Familienleben finden.

Wie sieht es bei dir und deinem Partner aus? Wie regelt ihr die Aufgabenverteilung? Hast du noch weitere Tipps , die dir geholfen haben, nicht mehr an alles denken zu müssen? Schreib mir deine Erfahrungen gern in die Kommentare!

Mental Load Buchtipps & Weitere Links

Im Interview mit Patricia Cammarata erfährst du noch mehr über Mental Load.

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Was ist eine Doula? Aufgaben, Vorteile & Kosten der Geburtsbegleitung

Geburtsbegleitung mit Herz: Warum eine Doula so wertvoll ist

Die Einleitung stammt von der ehemaligen Hamburger Doula Deerns Mitarbeiterin Anke Wosu:

„Eine laue Sommernacht im Juni. Gerade habe ich den Anruf eines werdenden Vaters erhalten, dem ich schon seit Tagen entgegengefiebert habe: „Es geht los, kannst du bitte kommen?“. Da die Entbindungsklinik ganz in meiner Nähe liegt, schwinge ich mich mit meiner Doula-Tasche aufs Fahrrad und stehe zwanzig Minuten später neben der Geburtswanne, in der die werdende Mama die ersten Wehen noch gut veratmet. Sie macht kurz die Augen auf, lächelt und sagt: „Gut, dass du da bist. Jetzt kann ich mich voll und ganz entspannen.“ In den nächsten Stunden erleben wir alle zusammen, einschließlich der wunderbaren Hebamme, eine kraftvolle, selbstbestimmte und sanfte Geburt, ohne medizinische Eingriffe oder die Gabe von Schmerzmitteln. Wenn mich am Ende die Mama anstrahlt und aus tiefstem Herzen sagt: „Ohne dich hätte ich das niemals geschafft!“, dann weiß ich einmal mehr, wie sinn- und wertvoll meine Arbeit als Doula ist. Diese Frau fühlte sich rundum getragen und gestützt, was ihr geholfen hat, sich voll und ganz für ihr Kind zu öffnen, zwischen den Wellen zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Und das verhalf auch dem Baby zu einem wunderbaren Start ins Leben. Denn “es ist nicht egal, wie wir geboren werden“ (Michel Odent, Geburtsmediziner) – und auch nicht, wie wir gebären. Inzwischen kommt die Wissenschaft immer mehr zu dem Schluss, dass viele Verhaltensauffälligkeiten (z.B. ADHS) und Krankheiten ursächlich mit der Art zusammenhängen, mit der ein Kind das Licht der Welt erblickt und auch damit, ob sofort das so wichtige Bonding hat stattfinden können.“

Viele Frauen leiden noch Jahre später unter den Folgen traumatischer Geburtserlebnisse. Eine 1:1-Betreuung durch eine erfahrene Doula kann nachweislich unter Umständen solche Folgen verhindern, selbst wenn eine Geburt nicht so verläuft, wie gehofft.

Zu Zeiten überwiegender Hausgeburten war es selbstverständlich, dass der Gebärenden eine oder mehrere vertraute Frauen bei der Geburt zur Seite standen. Heute muss in der Klinik eine Hebamme in der Regel mehrere Entbindungen gleichzeitig betreuen, was dazu führen kann, dass die werdende Mutter bzw. werdenden Eltern über längere Zeit alleine mit den Herausforderungen der Wehen und den damit verbundenen Gefühlen zurechtkommen müssen. Sie lernen die Hebamme(n) meist erst im Krankenhaus kennen. Haben sie sich gerade an eine gewöhnt und kommen gut mit ihr zurecht, kann es sein, dass, weil Schichtwechsel ist, plötzlich ein neues Gesicht im Geburtszimmer auftaucht und sich als die nächste Geburtshelferin vorstellt. Im Zweifelsfall fühlt sich die Gebärende mit der „Neuen“ gar nicht mehr wohl, weil sie eine völlig andere Art des Umgangs mit ihr hat, als die Vorgängerin.
Mit einer Doula hat sie von Anfang bis Ende der Geburt eine vertraute Frau an ihrer Seite, deren einzige Aufgabe es ist, für das Wohlergehen der werdenden Mutter zu sorgen.

Was ist eine Doula?

Eine Doula ist eine nicht-medizinische Geburtsbegleiterin, die werdende Mütter vor, während und nach der Geburt emotional unterstützt. Sie sorgt für eine vertrauensvolle, geborgene Atmosphäre, in der die Gebärende sich sicher und gehalten fühlen kann. Anders als Hebammen führt eine Doula keine medizinischen Maßnahmen durch – ihre Stärke liegt in der emotionalen, körperlichen und mentalen Begleitung.

Doulas nehmen sich viel Zeit, um auf die individuellen Wünsche der Schwangeren einzugehen. Sie stehen in engem Austausch mit den werdenden Eltern, helfen bei der Vorbereitung auf die Geburt und sind unter der Geburt durchgehend präsent – unabhängig von Klinikpersonal oder Schichtwechseln. In dieser kontinuierlichen Betreuung liegt der große Unterschied zu einer rein klinischen Geburt.

Der Begriff „Doula“ stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen und bedeutet sinngemäß „Dienerin der Frau“. Heute verkörpert er eine moderne Form der Geburtsbegleitung, die immer mehr Frauen in Anspruch nehmen, um ihr Geburtserlebnis selbstbestimmt und in Würde zu gestalten.

Studien belegen, dass die Anwesenheit einer Doula unter anderem zu kürzeren Geburten, weniger Komplikationen und einem positiveren Geburtserleben führen kann – ganz unabhängig davon, ob eine Geburt auf natürlichem Weg oder per Kaiserschnitt erfolgt.

Was sind die Unterschiede zwischen einer Doula und einer Hebamme?

Viele fragen sich: Was macht eine Doula genau und wie unterscheidet sie sich von einer Hebamme?

Hebammen und Doulas begleiten Dich auf deiner Geburtsreise; jede mit ihrer speziellen Kompetenz, Erfahrung und dem Wunsch, das Beste für dich und dein Baby zu geben.

Die Hebamme

  • hat weitgehende medizinische Befugnisse
  • ist an die Leitlinien der jeweiligen Klinik gebunden
  • wird von der Krankenkasse bezahlt
  • darf Geburten selbstständig – ohne Anwesenheit eines Arztes – begleiten (z.B. Hausgeburten)
  • führt Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung durch
  • trägt eine sehr hohe Verantwortung und zahlt dafür immense Versicherungskosten

Die Doula

  • darf keinerlei medizinische Untersuchungen bzw. Anwendungen durchführen
  • unterliegt nicht den Leitlinien der Kliniken, verhält sich aber respektvoll und zurückhaltend gegenüber dem jeweiligen Geburtsteam.
  • bietet eine Privatleistung, die nicht von den Krankenkassen übernommen wird.
  • unterstützt hauptsächlich emotional, informiert, klärt auf und handelt immer in Sinne der werdenden Eltern

doula vs hebamme - unterschiede vergleich infografik

Hebammen und Doulas können sich wunderbar ergänzen, um einer Frau ein selbstbestimmtes, angstfreies und möglichst natürliches Geburtserlebnis zu ermöglichen.

Es ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass die Geburtsreise sich teilweise erheblich verkürzt, weniger Scherzmittel verlangt werden, weniger medizinische Interventionen nötig werden, und die Ankunft des Babys entspannter und positiver wahrgenommen werden kann, wenn die Frau lückenlos liebevoll und kompetent bei allem begleitet wird (s. Cochrane Studie 2017)

Die Doula ist wie eine mütterliche Freundin; hört sich Sorgen und Ängste an; beantwortet Fragen und versorgt die (werdenden) Eltern mit wichtigen Adressen. Während der Begleitung ist sie immer erreichbar, geht auf Wunsch mit zur Klinikbesichtigung oder zum Frauenarzt. Unter der Geburt gibt sie die Unterstützung, die der Gebärenden guttut und so viel, wie ihr angenehm ist.

Die Doula bereitet die Schwangere und ihren Partner optimal auf die Geburt vor, klärt auf, informiert, erstellt mit ihnen eine Geburtswunschliste, die sie in die Klinik mitnehmen können. Wenn gewünscht und ihr das liegt, bastelt die Doula mit ihren KlientInnen z.B. eine Geburtskerze, ein Geburtsarmband, einen Glücksbringer und Ähnliches. Sie massiert, leitet Meditationen an, zeigt Atemübungen und Geburtspositionen, alles nach den Wünschen der von ihr begleiteten Frauen. Hierbei hat jede Doula ihr eigenes Repertoire und gegebenenfalls weiter Qualifikationen.

In der Regel zehn bis vierzehn Tage vor dem errechneten Geburtstermin bis einige Zeit danach (abhängig vom jeweiligen Vertrag) ist die Doula für ihre Begleitung Tag und Nacht in Rufbereitschaft.

Unter der Geburt ist sie ab dem Zeitpunkt durchgehend bei der Frau, ab dem sie das wünscht. Sie sorgt für eine möglichst angenehme Atmosphäre im Geburtsraum, macht Mut, leitet die Atmung an, läuft mit der Schwangeren herum und probiert mit ihr die angenehmste Haltung aus. Sie achtet darauf, dass die werdende Mutter ausreichend trinkt und stärkt natürlich auch den werdenden Vater.

Sie gibt den Paaren ausreichend Raum für Intimität. Sie zieht sich auf Wunsch zurück, ist aber immer in der Nähe, sobald nach ihr verlangt wird.

Die Doula hilft, damit umzugehen, wenn die Geburt nicht so verläuft, wie die Frau sich das erträumt hat. So kann unter anderem auch eine Bauchgeburt in guter Erinnerung bleiben, wenn die Gebärende bzw. die werdenden Eltern die optimale Unterstützung dabei erfahren. Die Geburtsbegleiterin stellt sicher, dass das so wichtige Bonding durch körperliche Nähe in allen Situationen stattfindet und bleibt an der Seite der frischgebackenen Mama, bis sie rundum gut versorgt und zufrieden ist.

Auf Wusch macht die Doula Fotos, manche bieten auch einen Farbabdruck der Plazenta an.

Vorteile einer Doula-Begleitung

Studien, wie die Cochrane-Studie von 2017, zeigen, dass die Begleitung durch eine Doula folgende Vorteile haben kann:

  • Verkürzte Geburtsdauer
  • Weniger Schmerzmittelbedarf
  • Reduzierte medizinische Eingriffe
  • Positivere Geburtserfahrung für Mutter und Kind

Eine Doula bereitet die werdenden Eltern auf die Geburt vor, hilft bei der Erstellung eines Geburtsplans und gibt mentale Stärkung. Unter der Geburt ist sie durchgehend anwesend, macht Mut, sorgt für eine angenehme Atmosphäre und gibt dem Partner Sicherheit in seiner Rolle.

Doula nach der Geburt – die Wochenbettbegleitung

Nach der Geburt kommt sie zu Dir nach Hause. Sie erkundigt sich, wie es der jungen Mutter, dem Baby und – nicht zu vergessen – dem Vater geht. Die Doula gibt, wenn gewünscht, ein paar Hilfestellungen und Tipps. Gemeinsam können alle Beteiligten in aller Ruhe noch einmal die erlebte Geburtsreise Revue passieren lassen. Zur Erinnerung überreicht die Doula in der Regel einen Geburtsbericht.

Die Geburtsbegleiterin gibt auf Anfrage auch Hilfestellung im Wochenbett. Sie hilft der Frau, wieder zu Kräften zu kommen, bei Unsicherheiten mit dem Baby, und sie erledigt auch mal kleinere Arbeiten im Haushalt.

Manche Doulas organisieren Blessingway-Feiern, Closing-Zeremonien oder ähnliche Rituale.

Ich kann nur jeder werdenden Mutter empfehlen, sich eine Doula zu leisten. Wie oft bekomme ich von Müttern zu hören: „Ich wünschte, ich hätte jemanden wie dich an meiner Seite gehabt. Damals habe ich mich so allein gelassen gefühlt.“ Oder auch: „Ich habe meine Würde an der Kreißsaal-Tür abgeben müssen.“

Kosten für eine Doula

Der Rundum-Service einer Doula kostet etwa zwischen 600 und 1.000 Euro. Jede Geburtsbegleiterin legt ihre Preise selbst fest, unter anderem abhängig von der Region, in der sie tätig ist.

Ist diese Leistung teuer? Nicht, wenn man bedenkt, dass eine Doula monatelang für eine Familie tätig ist, dass sie während der Rufbereitschaft keine weiteren Aufträge annimmt und vielen Aktivitäten (wie Kinobesuche, Schwimmen, Reisen usw.) nicht nachgehen kann, dass sie nachts oberflächlicher schläft, je näher der errechnete Termin rückt und dass sie lückenlos bei der Gebärenden bleibt, egal, wie lange die Geburt dauert. Da sind schon mal 30 Stunden und mehr möglich. Dazu kommen noch Fahrt- und Materialkosten, Zeit für die Dokumentation, das Erstellen des Geburtsberichtes und Anfertigen bzw. Besorgen kleiner Geschenke. Und sie ist in der vertraglich festgelegten Zeit so gut wie immer erreichbar.

Wenn sich jemand die Begleitung durch eine Doula wünscht, es sich aber nicht so einfach leisten kannst, rate ich dazu, sich von Freunden, Kollegen, Bekannten und der Familie einen Zuschuss oder einen Gutschein für diesen Service zu wünschen. Das ist oft viel sinnvoller als die übliche Windeltorte, der zwanzigste Body oder Schnuller.

Um Frauen noch effektiver betreuen zu können und im Ernstfall ein Backup zur Verfügung zu haben, bilden sich vereinzelt Doula-Teams. In Hamburg z.B. gibt es die Hamburger DoulaDeerns. Auch im Mamas Dorf Verzeichnis findest du in der Kategorie Geburt einige Doulas.

Mehr Gesundheit für Mamas – Interview mit Health Coach Janna Johannsen

Mehr Gesundheit für Mamas – Interview mit Health Coach Janna Johannsen

Wer bist du, wie möchtest du dich beschreiben?

Moin! Ich bin Janna und Mama zweier Kinder, die fünf und zwei Jahre alt sind. Mit meiner Familie lebe ich ganz im Norden Deutschlands auf dem Land, wo ich gerne draußen unterwegs bin: Die, die „immer“ mit Kind(ern) und Dreiräder schiebend oder Trettrecker ziehend durch das Dorf streift. 😄

Als ADAPT Certified Functional Health Coach mag ich es besonders gerne, Mütter mit kleinen Kindern dabei zu begleiten, für sie gesunden und bedeutenden Gewohnheiten einen festen Platz in ihrem Alltag (wieder) zu geben. 

Wie bist du zu dem Thema Schlaf und auch allgemein mehr Energie/Kraft für Mütter gekommen? Hat das auch mit deiner eigenen Erfahrung zu tun?

Ja, das hat sehr viel mit meinen Erfahrungen zu tun. Aber dort hingeführt hat mich ursprünglich mein Interesse an Gesundheitsthemen wie Ernährung, Bewegung, Stress und auch Schlaf und die für mich super spannenden Abläufe und Verknüpfungen dahinter. Ich kann mich sehr gut ganz tief in solche Themen und Einzelheiten hineinbuddeln, und doch stelle ich immer wieder fest: Für den Nutzen im Alltag ist der Blick auf das große Ganze und das Leben des einzelnen Menschen meistens wichtiger als irgendwelche molekularbiologischen Details. 

Schlaf ist ein Lieblingsthema von mir, weil es viele meiner Interessen verbindet. Wenn ich über Schlaf schreibe und nachdenke, sind die Themen Zeit in der Natur verbringen, Bewegung, Ernährung, Entspannung, Achtsamkeit oder Meditation oder auch der Umgang mit Smartphone oder sozialen Medien in unserem Alltag nicht fern. Ich liebe es, das alles im Blick zu haben und einzubringen.

Außerdem lassen sich alle Dinge, die ich gerne oder erfolgreich mache und bisher in meinem Leben gemacht habe, so zusammenfassen: Ich schaffe Räume oder Gelegenheiten für eine Entwicklung. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Als Lehrerin habe ich lieber Lernräume geschaffen, als zu unterrichten, als Mama gebe ich meinen Kindern einen Rahmen zum Aufwachsen, mir selbst schaffe ich Möglichkeiten zum Lernen und auch als Coach erschaffe ich in erster Linie eine Umgebung für Coachees, in der sie sich gut entfalten und Erkenntnisse gewinnen können. Schlaf passt auch hier wunderbar rein: Wir können ihn nicht erzwingen oder abrufen, wir können nur Bedingungen zum Einschlafen schaffen und ihn einladen.

Seit ich Mutter bin, hat Schlaf noch eine ganz andere Bedeutung bekommen. In meiner ersten Schwangerschaft hat mich eine verlässliche Abendübelkeit allerspätestens um 21 Uhr ins Bett getrieben und somit für die ca. 9 Stunden Schlaf gesorgt, die ich brauche. Ich wusste zwar schon, wie wichtig es ist, lang und gut genug zu schlafen. Doch was es wirklich bedeutet, über längere Zeit unfreiwillig zu wenig oder oft unterbrochen zu schlafen, stark fremdbestimmte Schlaf- oder Ruhezeiten zu haben und trotzdem „funktionieren“ zu müssen, das habe ich erst mit Baby und ganz besonders noch mal mit dem zweiten Kind gespürt. 

Mir liegt es am Herzen Müttern zu helfen, in der Zeit mit kleinen Kindern mehr zu leben als zu überleben. Und da gehört Schlaf einfach dazu. Obwohl ich sehr gesundheitsbewusst gelebt habe, bevor ich Mutter wurde, und mit einem gesunden, fitten Körper und vielen Routinen und Techniken für emotionale und geistige Ausgeglichenheit in die Mutterschaft gestartet bin, bin ich an meine Grenzen und darüber hinaus gekommen: Auch ich habe zwischenzeitlich nur überlebt und dabei festgestellt: Das bin nicht mehr ich. So kann ich meinen Kindern kaum noch das geben oder zeigen, was ich will, geschweige denn am Leben um mich herum teilnehmen. Und so geht es unglaublich vielen Müttern, was so schade ist, weil wir alle so viel Gutes in die Welt tragen können und wollen.

Ich meine damit auch nicht, dass Mütter, kurz nachdem sie ein Kind bekommen haben, super fit und putzmunter herumspringen und an großartigen Projekten arbeiten sollten, während sie sich nebenbei liebevoll um ihre Kinder kümmern. Mir geht es darum, dass Mütter lebendig genug sind, um das zu tun, was ihnen persönlich wichtig ist. Zum Beispiel geduldig sein und nicht mit den Kindern schimpfen, sich mit Freundinnen treffen oder, oder … Ohne Kraft und mit Schlafmangel geht das nicht, oder nicht lange gut. 

Was hindert Mütter oft daran, gut und erholsam zu schlafen?

Nicht unbedingt das Baby oder die Kinder! 🐣

Ein erster wichtiger Punkt ist: Mütter sind Menschen! Guter, erholsamer Schlaf ist in unserer Gesellschaft allgemein leider nicht sehr weit verbreitet. Obwohl wir eigentlich wissen, wie blöd wir uns unausgeschlafen fühlen, unterschätzen wir Menschen unseren Schlafbedarf oder spielen die absolute Notwendigkeit von gutem Schlaf für unsere Gesundheit runter. Dementsprechend schlafunfreundlich sind auch oft Arbeits-, Schul-, und Kinderbetreuungszeiten und andere gesellschaftliche Rahmenbedingungen für unseren Alltag.

Außerdem sind Mütter Frauen: Statistisch gesehen leiden Frauen häufiger unter Insomnien (Ein- und Durchschlafstörungen) als Männer. Möglicherweise, weil wir eher zum Grübeln, zu Ängsten und Sorgen neigen, was oft nicht gerade schlaffördernd ist. Auch Hormone spielen hier vielleicht eine Rolle. Was viele nicht wissen: Frauen brauchen im Durchschnitt 8–9 Stunden Schlaf jeden Tag. Schlafzeit, nicht Zeit im Bett. 😉 Das ist etwas mehr als 7–8 Stunden durchschnittlicher Schlafbedarf von Männern.

Dazu kommt: Mütter sind eben Mütter! Sie haben häufig eine oder mehrere Schwangerschaft/en hinter sich und stillen vielleicht auch noch. Das ist alles, wie es ja immer so schön heißt, „keine Krankheit“, aber es kostet den Körper Kraft, Nährstoffe und Hormone. Es ist alles andere als leicht, sich so gesund zu ernähren und einen Lebensstil zu pflegen, der das alles auffängt. In ärztlichen Vorsorgen wird vielleicht zu Nahrungsergänzungsmitteln für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende geraten, oder auch Eisenwerte im Blut ermittelt (die leider nicht immer ausreichend oder aussagekräftig sind), das war’s dann aber auch meist schon. 

Einige Mängel machen sich auch erst nach einer Weile bemerkbar, Symptome wie Haarausfall, Erschöpfung oder auch Zahnprobleme gehören für viele einfach zur Mutterschaft dazu. Ein Mangel an Nährstoffen und auch andere gesundheitliche Probleme, die sich vielleicht aus dieser Dauerbelastung ergeben haben, können Schlaf und seine Erholsamkeit verringern.

Und dann haben unsere Kinder natürlich auch einen Einfluss auf unseren Schlaf, oft sogar einen großen. Die meisten Babys und Kleinkinder werden nachts (oft) wach und wecken ihre Betreuungspersonen. Sie wollen trinken, abgehalten oder gewickelt werden und wieder in den Schlaf begleitet werden. 

Auch wenn sich da schon viel getan hat und auch Väter mehr nächtliche Care-Arbeit mittragen, übernimmt sehr oft die Mutter diese Aufgaben. Oft auch freiwillig und gerne. Das kostet natürlich Schlafzeit, vor allem, wenn Mama dann nicht gut wieder einschlafen kann. Für viele Mütter ist es dann zusätzlich auch nicht möglich, tagsüber zu schlafen und aufzutanken.

Und was führt deiner Meinung nach zur großen Erschöpfung bei Müttern (die man sich vor der Geburt gar nicht vorstellen kann)?

Ich denke, da kommt immer eine ganz individuelle Mischung zusammen. Zu oft unterschätzt oder übersehen werden meiner Meinung nach die körperlichen Grundlagen, die ich eben erwähnt habe. Wir brauchen einfach Nährstoffe, genug guten Schlaf, viel frische Luft und Tageslicht und eine stimmige Dosis Bewegung. Irgendwoher müssen Energie und Lebenslust ja kommen!

Außerdem passiert Mutterschaft in der Regel nicht einfach so nebenbei. Es muss nicht anstrengend oder erschöpfend sein Mutter zu werden. Aber für viele erschöpfte Mütter hat sich der Alltag total verändert. Kaum Zeit für sich selbst, den Kopf voll To-Dos, weniger persönliche Kontakte und ein Gefühl von Einsamkeit, Vergleiche mit anderen Familien und hohe Erwartungen an sich selbst überschatten häufig langsam das pure Mamaglück. Einen Weg aus dieser Spirale zu finden und den Alltag wieder neu zu gestalten, ist gar nicht so leicht.

Es ist außerdem echt eine riesige Aufgabe, ein oder sogar mehrere Kinder großzuziehen. Auch zwei Eltern sind dafür auf Dauer schon sehr knapp bemessen. Vielen Familien fehlt zusätzliche Unterstützung, ein „Dorf”.

Was macht diese Erschöpfung mit einem?

Das ist bestimmt für jede Mama ein bisschen anders. Aber für mich, das habe ich ja schon angedeutet, und ich denke so empfinden es viele andere Mamas auch, ist es letztendlich ein Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein oder sein zu können. 

Viele Mütter wünschen sich den ganzen Tag über eine Pause, wie auch immer die aussehen könnte. Das ist so ziemlich das Gegenteil von den Augenblick und schöne Erlebnisse genießen.

Oft wird das Hirn nebelig: Denken fühlt sich schwierig und zäh an. Planen? Uff … später. 

Alles fühlt sich anstrengend an und ist ein Angang. Kaffee, Schokolade oder andere Süßigkeiten werden zu den besten Freunden. 

Was viele Mütter besonders stört: Sie sind immer gereizt und ungeduldig und reagieren schnell mit Meckern und Schimpfen. 

Ich bin auch nicht allein mit der Tendenz, mich bei Erschöpfung eher zurückzuziehen, obwohl Austausch und Kontakt mit Freundinnen oder Familie oft gut tun.

Das Ganze gibt es natürlich in verschiedenen Abstufungen. 

Welche Tipps kannst du Müttern mitgeben, um trotz Erschöpfung gut für sich zu sorgen?

Achte lieber darauf, ob oder wie etwas für dich und deine Familie funktioniert, als darauf zu schauen, was gesellschaftlich, im Freundeskreis und der Familie oder auch von quasi Fremden aus sozialen Netzwerken erwartet wird. Gehe von dem aus, was dir persönlich wichtig ist, was du brauchst.

Absolut empfehlen kann ich auch Selbstmitgefühl. Hört sich für viele absurd an und ist auch oft nicht leicht. Und doch ist es eine wissenschaftlich belegte und erlernbare Möglichkeit, mit jeder schwierigen Situation umzugehen. Noch dazu lässt sich dieser Ansatz in fast jeder Situation, wenn nicht sogar immer, irgendwie anwenden. Ein guter Anfang: Sei freundlich zu dir selbst!

Und als letzter Tipp: Greife nach dem, was du hast. Suche nach Lösungen oder Hilfen, die dir leichter fallen, die du magst, die zu deinen Voraussetzungen passen. Und wenn es nur winzige Kleinigkeiten im Alltag sind. Allein dein Gedanke daran ist schon eine Veränderung.

Nicht alle Tipps funktionieren bekanntlich bei allen Familien: Wie wichtig sind dir individuelle Tipps?

Individuelle Tipps sind mir super wichtig. Eigentlich mag ich Tipps überhaupt nicht gerne. Vielleicht merkt man das schon an meinen „Tipps” oben, sie sind recht allgemein gehalten und funktionieren in den verschiedensten Situationen. 😜

Erfahrungen anderer Mütter sind wertvoll und die meisten Mamas lechzen auch nach Austausch untereinander. Das ist toll, dagegen will ich gar nichts sagen. 

Nur vergessen wir auch sehr oft, wie unterschiedlich wir Mütter, unsere Kinder und unsere gesamte Situation ist. Ein lieb gemeinter Tipp kann auch schnell unangenehme Vergleiche hervorrufen oder das Gefühl, selbst Schuld zu sein wegen Versagen, Sturheit, was auch immer. 

Da kommt es aber auch sehr auf die Beziehung zwischen Tippgeberin und -empfängerin an, ob nach einem Tipp gefragt wurde oder auch wie er ausgedrückt wurde.

Wie und wo können wir uns mehr Unterstützung holen, um schon vor der Geburt gar nicht erst so erschöpft zu werden oder um später mit Babies / kleinen Kindern wieder besser für uns sorgen zu können?

Die Idee, sich um Unterstützung zu kümmern, ist schon ein Anfang. Wenn die Möglichkeit besteht, ist es eine riesige Erleichterung, Hilfsmöglichkeiten schon vor einer Geburt oder sogar Schwangerschaft zu kennen und bei Bedarf parat zu haben. Zum Beispiel vor der Geburt mit Freunden oder Familie besprechen, wer wann für welche Art der Hilfe bereit ist. Falls es da jemanden gibt.

Ansonsten oder zusätzlich gibt es im Verzeichnis von Mamasdorf ganz tolle ehrenamtliche oder kostenpflichtige Hilfsangebote, die vielleicht Teil des „Dorfes“ werden könnten. 

Auch nur zu wissen, welche Angebote es in der Nähe gibt oder was online möglich ist und an wen man sich bei Bedarf wenden mag, spart viel Kraft für die Zeit mit Baby oder kleinen Kindern. 

Wenn Mama aber nun mal schon mitten in der Erschöpfung steckt, kann es anstrengend und unmöglich scheinen, sich Hilfe zu suchen. Dazu kommt vielleicht sogar Scham und der Eindruck, alle anderen um einen herum haben ihr Familienleben im Griff und sind zufrieden, nur man selbst kriegt nichts auf die Reihe. Das stimmt nicht! Sonst gäbe es schließlich nicht diese vielen Angebote für erschöpfte Mütter. 😉

Auch hier ist es schon ein Schritt, sich mit dem Gedanken, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, anzufreunden. Hilfe suchen und annehmen müssen viele Mamas erst lernen und üben. 

Unterstützung muss auch nicht gleich heißen, das Baby einer anderen Person zu überlassen oder aus Verzweiflung Dinge zu tun, womit man sich nicht gut fühlt. Es gibt Angebote da draußen, die das achten, was die Mama gerade braucht und was ihr wichtig ist.

Ein guter Anfang, wenn es nicht viel Unterstützung um einen herum gibt, ist auch immer die Beziehung zum anderen Elternteil: Wie können gemeinsam für beide Gelegenheiten geschaffen werden, Kraft zu tanken? In welchen Bereichen arbeitet man gerade gegeneinander, anstatt an einem Strang zu ziehen? Wie können wir, vielleicht auch schon vor Geburt eines Kindes, die Kommunikation in der Beziehung verbessern?

Bei Alleinerziehenden, aber auch generell, bleibt auch immer die Beziehung zu einem selbst. Verständnisvoll und freundlich mit sich umzugehen ändert zwar auch nichts an den schwierigen äußeren Umständen. Doch es kann einen riesigen Einfluss auf die Gesundheit haben und die Bereitschaft und Grundlage liefern, sich trotz hoher Belastung nach Lösungen umzuschauen.

Hast du selbst ein „Dorf” aufgebaut? Wie sind deine Erfahrungen mit der Unterstützung anderer in deinem Umfeld?

Meine Eltern und Geschwister und meine Schwiegermutter leben über 500 km weit entfernt. Wir haben zwar hilfsbereite Freunde und Verwandte um uns, die uns öfter mal unter die Arme greifen. Doch wir sind im Alltag und ganz besonders mit der Kinderbetreuung ziemlich auf uns allein gestellt.

Ich habe mich oft einerseits nach einem „Dorf“ gesehnt, andererseits konnte ich es mir auch nicht richtig vorstellen. Welchen Menschen würde ich in fleckigen Schlafklamotten meine Wohnungstür öffnen, auch wenn es bei mir gefühlt oder tatsächlich aussieht wie sau? Wem kann ich gelassen meine Kinder anvertrauen und mit wem machen die Kinder das überhaupt gerne mit? Welche Unterstützung ist eine wirkliche Hilfe für mich, ohne dass ich vorher, nachher oder währenddessen extra Energie reinstecken muss?

Ich musste mich erst mal von meiner romantischen Vorstellung eines Dorfes entfernen. Denn ich lebe eben nicht in einer Dorf- oder Familiengemeinschaft, in der ich auch aufgewachsen bin, in der gewisse Dinge einfach sind, wie sie sind, in der wichtige Werte geteilt werden und in der es selbstverständlich ist, den Alltag gemeinsam zu gestalten.

„Ein Dorf aufgebaut“ habe ich mir in dem Sinne nicht. Aber ich habe gelernt und übe ständig, mir Hilfe zu suchen und auch anzunehmen. Dazu gehören nicht nur Menschen, sondern alles, worauf ich als Unterstützung zugreifen kann. Zum Beispiel meine Fähigkeiten und Stärken oder auch Orte und Gelegenheiten, wo ich das Gefühl habe so sein zu können, wie ich bin, auch zusammen mit meinen Kindern.

und zu guter Letzt: Was können wir auf deiner Website finden / was bietest du an?

Auf meinem Blog und im Newsletter lenke ich euren Blick auf die Möglichkeiten, auch mit kleinen Kindern im Alltag Kraft zu tanken, einen klaren Kopf zu haben und – unabhängig vom Schlaf eurer Familie – besser zu schlafen.

Ein guter Start ist auch das spielerische Workbook Hallo Me-Time!. Es begleitet euch ca. acht Wochen lang häppchenweise dabei, eure ganz eigenen selbst entwickelten ersten Schritte zu mehr Zeit und Raum für euch umzusetzen. Dabei erfahrt ihr ganz viel darüber, was ihr wollt, braucht, gut könnt und was euch wichtig ist.

Auf meiner Website findet ihr außerdem Infos zum Einzelcoaching mit mir.

Wenn du noch etwas ergänzen möchtest (für mich oder für die Leser*innen des Interviews), füge es hier noch gern hinzu: 

Vielen Dank, liebe Stefanie, für dieses Interview und für Mamas Dorf!

Liebe Mamas, vergesst nie, wie wertvoll ihr seid. Ganz egal, was ihr gerade schafft oder nicht, wie fit ihr seid, wie geduldig, wie euer Haushalt aussieht, ob oder wie viel Geld ihr verdient, wie eure Haare aussehen, was auch immer. Ihr seid unbeschreiblich wertvoll. 

Schlaf, Mama, Schlaf – Wann schläft mein Baby endlich durch und wie gehe ich als Mama mit Schlafmangel um?

Schlaf, Mama, Schlaf – Wann schläft mein Baby endlich durch und wie gehe ich als Mama mit Schlafmangel um?

Müdigkeit beeinträchtigt alles im Leben.

Deine ENERGIE. Deine Stimmung. Deine Motivation. Deine Entscheidungen. Ob du zum Apfel greifst oder zum Schokoriegel. Ob du dein Kind anschreist oder mit einer Engelsgeduld zum 15. Mal die „Warum?“ Frage beantworten kannst.

Ich war selbst betroffen und bezeichnete mich häufig als tiefenerschöpft. Habe sage und schreibe 5 Jahre lang keine einzige Nacht durchgeschlafen, also von Anfang bis Ende meine heißgeliebten 8 Stunden am Stück. Bin in der Zeit gefühlt um 15 Jahre gealtert und habe viel verloren – Energie, gute Laune … und Einiges gewonnen – allen voran graue Haare, einige Falten mehr.

Meine Tochter war eine katastrophale Schläferin und hat mich im 1. Jahr nie länger als 1.5 Stunden am Stück schlafen lassen. Beim 2. Kind MUSS es doch daher besser werden – habe ich nicht nur gehofft, sondern das wurde mir auch von allein Seiten bestätigt. Leider war das auch nicht der Fall und gerade das 1. Jahr war wieder ziemlich katastrophal. Ich habe oft an mir gezweifelt, gefühlte 5 Milliarden verschiedene Tipps ausprobiert (die alle nicht geholfen haben) und kann auch im Nachhinein leider nicht sagen, dass ich die Babyzeit sonderlich genossen habe.

Wann schläft mein Baby endlich durch?

Das ist wohl eine der meistgestellten Fragen frischgebackener Mütter. Dass selbst Kleinkinder teilweise noch nicht durchschlafen, vor allem wenn die Backenzähne durchkommen, sie krank sind, Albträume haben, eine Veränderung im Außen ansteht, hätte ich mir nie vorher träumen lassen. Aber es ist so. Der Mythos, dass Babies mit 6 Monaten durchschlafen sollten, hält sich leider hartnäckig – eine kurze Google-Suche ergibt:

Die meisten Kinder können im Alter von sechs Monaten durchschlafen und brauchen nicht mehr in der Nacht gefüttert oder frühmorgens beschäftigt werden.

Sorry, aber die Realität sieht ganz bestimmt anders aus! Woher dieser Mythos kommt? Der Blutzuckerspiegel bei Babies kann etwa ab dem 6. Monat für mehrere Stunden stabil bleiben, ohne dass sie gestillt/gefüttert werden müssen. Aber das ist schon alles!! Wenn wir an die Menschheitsgeschichte denken, ist es absolut neu (wenige Generationen), dass Babies alleine schlafen (sollen). Ein Menschenbaby wäre nachts alleine in der „echten“ Welt (Natur, Höhle etc.) nicht überlebensfähig. Es würde auskühlen oder gefressen. Und der Luxus, eine Zentralheizung und mehrere Zimmer in der Wohnung zu haben, ist tatsächlich auch noch relativ neu.

Bis vor „Kurzem“ war es also ganz normal, dass Babies mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen mit Körperkontakt geschlafen haben. Bis heute steckt also in unseren Genen:

„Beschützt, gekuschelt und gewärmt schläft es sich sicher und geboren.“

Durchschlafen bedeutet übrigens offiziell, dass ein Baby 6-8 Stunden am Stück schläft und nicht, wie häufig angenommen, 10 oder 12.

Wie schlimm kann so eine Nacht denn überhaupt sein?

Falls jemand sich nicht vorstellen kann, wie fuc**** anstrengend eine Nacht mit Baby oder Baby und Kleinkind sein kann, dann hier bitteschön:

Eine Beispielnacht mit meinem (kranken) Sohn – 9 Monate alt

Versuch, einzuschlafen. 10 Min. später weckt er mich.
29 Min. geschlafen – geweckt
53 Min. geschlafen – geweckt
1 Std. 26 Min. geschlafen – geweckt, gestillt, ca. 18 Min. wach
1 Std. 11 Min. geschlafen – ca. 16 Min. wach
54 Min. geschlafen – geweckt
1 Std. 8 Min. geschlafen – ca. 20 Min. wach
12 Min. Pause – Tochter weint
15 Min. Pause – Tochter weint
3 Min. Pause – Sohn weint
1.5 Min. Pause – Sohn weint
56 Min. geschlafen – geweckt
19 Min. geschlafen – Nacht vorbei.

Was glaubst du, wie man sich nach so einer Nacht fühlt?

Leider waren diese Nächte für mich tatsächlich jahrelang an der Tages(Nacht-)ordnung.

Körperliche und psychische Symptome durch Schlafmangel

Dass man den Alltag stark beeinträchtigt erlebt, muss ich wohl kaum noch erwähnen. Leider gehören aber einige fiese Symptome dazu, die den Schlafmangel begleiten.

Mögliche körperliche Symptome:

  • Müdigkeit (ist klar)
  • Konzentrationsmangel
  • Kopfschmerzen
  • deine Immunabwehr wird geschwächt – du wirst schneller und häufiger krank
  • Heißhunger
  • dein Hormonsystem gerät durcheinander – z. B. reagiert dein Körper weniger sensibel auf das Zusammenspiel von Insulin, Leptin, Ghrelin für Hunger/Appetit und Sättigungssignale
  • Kreislaufprobleme, Schwindel & co.
  • Verlangsamte Reaktionsfähigkeit
  • und so weiter.

Mögliche psychische Symptome: 

  • Gereiztheit
  • Antriebslosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • erhöhte Sensibilität
  • Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen
  • Angstzustände
  • Depresisonen

Du siehst also, es ist leider gar nicht so ohne, wenn man monate- oder gar jahrelang zu wenig schläft.

Was hilft bei Schlafmangel?

Ganz ehrlich? Bei Schlafmangel hilft eigentlich nur eins: Schlafen! Der Körper gewöhnt sich zwar irgendwie an diese latente Müdigkeit, aber optimal ist das natürlich nicht.

Das Immunsystem leidet, man wird schneller krank, ist einfach fahrig und fühlt sich durchgehend so, als ob man neben sich stehen würde, als ob das Leben in einen komischen Nebel eingehüllt ist.

Du kannst dein Baby nicht dazu zwingen, früh durchzuschlafen. Wenn du das Pech hast und jahrelang solche Nächte hattest, wie sie bei mir an der Tagesordnung waren, kannst du versuchen:

  • Immer (!) mit dem Baby / Kind zusammen schlafen zu gehen. Nutze jede Minute, die das Kind schläft, um auch selbst zu schlafen. Ich weiß, es ist schwer bis unmöglich, die ganzen anderen Dinge erstmal liegen zu lassen, aber ganz ehrlich? Schei** auf Haushalt (und meist auch Sport), wenn du vor Müdigkeit kaum stehen kannst. Die Zeit wird wieder kommen, in der du deine Wohnung blitzblank putzen kannst. Jetzt geht es erstmal ums Überleben. Selbst falls du tagsüber nicht oder kaum schlafen kannst, sind Ruhepausen im Liegen wie Balsam für Körper und Seele
  • Schlafcoaching – es gibt tatsächlich viele kleine Tricks, die je nach Situation und je nach Baby helfen können. Hier kann man so allgemein gar nichts sagen, was bei allen hilft. Daher kann ich dir ein Schlafcoaching, z. B. bei Bianca Niermann oder Trainerinnen, die von ihr ausgebildet wurden, sehr ans Herz legen. Auch bei Victoria von Kingababy findest du wirklich alles rund um den Schlaf deines Babys inkl. Kurse und Beratungen.
  • Versuch ruhig mal die unzähligen Tipps, aber mach dich nicht verrückt. Manchen Kindern hilft Lavendelöl, manchen Babies Fußmassagen und bei manchen hilft es, wenn der Papa das Baby ins Bett bringt (was selten ohne Protest funktioniert). Ich habe auch schon von Babies gehört, die mit Stillkissen um sie herum als Begrenzung oder mit weniger oder mehr Kleidung (also kühler oder wärmer) auf einmal tausendmal besser geschlafen haben. Oder die einfach nur nachts abgehalten werden müssen und dann seelenruhig nochmal stundenlang weiterschlafen. Das kannst du natürlich alles ausprobieren – vielleicht hilft es ja! Aber mach dich nicht verrückt und mach dir dadurch nicht noch mehr Druck, falls das dann alles nicht oder nur zeitweise funktioniert.
  • Noch mehr Unterstützung organisieren – und in der Zeit, in der sich jemand um dein Baby kümmert, ausruhen. Und wenn sich jemand anderes um Baby/Kind und den Haushalt kümmert, kümmerst du dich um die anderen Baustellen, damit du – siehe oben – mit Baby gleichzeitig schlafen kannst. Mach dir den Alltag so einfach wie möglich mit Saugroboter, Drogerie-Bestellungen und Co. Jetzt ist keine Zeit für große Revolutionen, Beach Body und Zero Waste Challenges.

Ich wünsche dir ganz ganz viele gute Nächte!

Weiterführende Links und Beratungsstellen

Berater & Links:

Bianca Niermann

Babyschlafakademie

Kingababy

1001kindernacht – bindungsorientierte Schlafberatung

Podcasts:

#23 – Was Eltern über den Babyschlaf wissen sollten

Die friedliche Geburt – Babyschlaf